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Farben und Farbgestaltung

Feuchtraumfarbe: Das müssen Sie bei Feuchträumen beachten

Pia Greinacher
Verfasst von Pia Greinacher
Zuletzt aktualisiert: 12. November 2021
Lesedauer: 8 Minuten
Feuchtraumfarbe © aetb / istockphoto.com

Wasserflecken an Decken und weißen Wänden sind in einem Feuchtraum nicht nur ein optisches Problem. Schnell bildet sich an dieser Stelle im Badezimmer Schimmel. Abhilfe gegen diesen unerwünschten Effekt bildet die Feuchtraumfarbe.

Was ist Feuchtraumfarbe?

Die Feuchtraumfarbe ist eine spezielle Wandfarbe, die explizit für feuchte Räume, wie das Bad oder die Küche, geeignet ist. Sie ist nicht mit der Anti-Schimmel-Farbe zu verwechseln, die in Baumärkten häufig verkauft werden. Die Anti-Schimmel-Farbe wird aufgrund ihres hohen ph-Wertes, der Atmungsaktivität verspricht und damit Pilzbefall ausschließen soll, als Antischimmel-Farbe angepriesen. Doch der ph-Wert verfliegt bei diesen Anstrichmöglichkeiten – allgemein Dispersionsfarben genannt – in der Regel schnell und die schützende Wirkung damit auch.

Dispersionsfarben werden als universelle Wandfarbe bezeichnet, da sie durch ihr fein verteiltes Gemisch (= Dispersion) für die meisten Untergründe geeignet sind und deshalb am häufigsten verwendetet werden. Sie bestehen aus Kunststoffbindemittel, was das Streichen durch bessere Haftung erleichtert. Im Vergleich zu den früher häufig benutzten Latexfarben ist die Dispersionsfarbe einfacher zu verarbeiten.

Warum Feuchtraumfarbe nutzen?

Bei der Mehrzahl der Wandfarben handelt es sich um eine herkömmliche Kolorierung. Diese bietet per se wenig Schutz vor Schmutz und Dampf. Insbesondere in einem Feuchtraum wie dem Badezimmer wird Feuchtraumfarbe notwendig.

Denn in diesen Nassräumen entsteht an den Wänden Schmutz, Wasserdampf, mitunter auch Fettdampf, der in die Wand einzieht. In Kombination mit dem geringen ph-Wert von Standardfarben bildet sich hier ein Nährboden für Pilze und Schimmel. Die speziellen Farben für diese Umgebungen stoßen Feuchtigkeit und Schmutz mit Hilfe sogenannter Fungizide zuverlässig ab und beugen so einen kostspieligen Schaden vor.

Die Dämmung vor Schadstoffen hält nicht nur wenige Wochen an, wie bei Kalkfarben, sondern über Jahre. Natürlich macht sich auch bei diesen Gemischen ein „Verschleiß“ bemerkbar, dieser fällt aber deutlich geringer aus. Die Folge: Sie können sich mit dem nächsten Streichen länger Zeit lassen.

Wollen Sie einen solchen Raum mit dem speziellen Farbmaterial streichen, können Sie genauso vorgehen wie bei herkömmlichen Wandfarben. Das heißt sie kleben die Fliesen, Lichtschalter, Belage etc ab, bevor Sie mit dem Anstreichen beginnen. Für weitere Informationen beachten Sie die Verpackungsinformationen oder fragen einen Malermeister.



Welche Feuchtraumfarben gibt es?

Es gibt zwei verschiedene Farbsorten, die Sie nutzen können, wenn Sie ihr Badezimmer und Küche streichen.

Farbsorten

  • mit chemischen Hilfsmitteln
  • mit natürlicher Anstrichsmöglichkeit

Der Farbstoff mit Chemie arbeitet mit Fungiziden oder Biofungiziden. Diese Stoffe werden von der Farbe laufend abgegeben. Dadurch wird ein Pilzbefall vorgebeugt. Das Problem sind die umweltschädlichen Stoffe. Gelangen Fungizide in die Raumluft, können sie auch für den Menschen gesundheitliche Folgen, wie Allergien, haben.

Ein natürlicher Anstrich beruht auf einem mineralischen Farbstoff. Ein Beispiel dafür sind Kalkfarben.

UNSER EXPERTE ERKLÄRT:
„Die meisten kommen mit der Chemiekeule und das ist keine langfristige Lösung. Stattdessen sollten wir lieber die Kraft der Natur nutzen und aus organischen Untergründen anorganische machen. Um Schimmel keinen Raum zu geben. Denn immerhin verbringen wir 90 Prozent unserer Zeit in Innenräumen.“

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Ein weiterer Nachteil bei Kalkfarben ist die geringe Abriebbeständigkeit, die beim Putzen wichtig wird. Für eine bessere Abriebfestigkeit müssen Sie die Kalkfarbe nach dem Auftragen mindestens 24 Stunden feucht halten. Zudem lässt sich die Kalkfarbe nur in großer Verdünnung streifenfrei streichen. Für eine gute Deckkraft müssen Sie also mehrere dünne Schichten gleichmäßig auftragen.

Was sind Feuchträume?

Feuchträume sind Räume, in denen sehr häufig eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Von einer hohen Luftfeuchtigkeit kann man bei einem Prozentsatz von 70 Prozent sprechen. Badezimmer und Küchen sind die typischen „Vertreter“. Aber auch der Keller wird dazu gezählt. In einem Feuchtraum kann durch Schmutz und Feuchtigkeit schnell Schimmel entstehen. Im Bad sollte zum prophylaktischen Schutz wasserabweisende Farbe wie Feuchtraumfarbe benutzt werden. Auch bei der Küchenfarbe ist auf eine gute Abdichtung zu achten.

Wann und warum entstehen Feuchträume?

Nach dem Duschen oder Kochen entsteht warmer Wasserdampf, der auf die kalte Wand prallt, wodurch die Luft abkühlt. Die abgekühlte Luft kann nicht mehr so viel Wasser aufnehmen wie die warme Luft. Kondensiertes Wasser entsteht. Dringt in Folge dessen die feuchte Luft in Wände, Decken oder Böden ein, ist Schimmel vorprogrammiert. Feuchtraumfarben wirken dem entgegen. Sie fangen die Feuchtigkeit ab, bevor sich diese in die Wand fräsen kann.

Welche Farbe für Feuchträume?

Wichtig ist, dass die spezielle Feuchtraumfarbe direkt auf das Gemäuer und nicht auf eine Tapete wie Raufaser angebracht wird. Denn das Papier der Tapete würde der Wirkung des Farbstoffs teilweise aufheben. Zudem sparen Sie sich bei einem kleinen Badezimmer einen Arbeitsschritt, wenn Sie vor dem Streichen nicht tapezieren. Wenn Sie dennoch im Bad tapezieren möchten, sollten Sie zu einer kunststoffhaltigen Tapete wie der Vinyl Tapete greifen.

Bei der Farbauswahl für Ihr Bad sind Sie – entgegen früherer Zeiten – nicht mehr nur auf weiß beschränkt. Passend zu Ihrer Einrichtung im Badezimmer können Sie sich aus einer Farbpalette die richtige Farbe aussuchen. Blau oberhalb der Fließen im Bad wirkt wohltuend am Morgen, gelb ist eine warme Farbe und vermittelt Lebensfreude, selbst in einem kleinen Badezimmer. Grüne Farbtöne erinnern an die Natur und vermitteln Sicherheit.

In der Küche sollte die spezielle Kolorierung natürlich auch zum Bodenbelag, beispielsweise Laminat, passen. Neben weiß lassen auch helle Farben wie Creme einen kleinen Raum einladend erscheinen.

Bei dunklen Tönen werden Sie wahrscheinlich mehrmals streichen müssen, um eine hohe Deckkraft zu gewährleisten. Beachten Sie dies beim Kauf Ihrer Farbmenge.


Malermeister Kai-Uwe Vogel von Maler.org mit einer Urkunde top bewertet

Über unseren Experten

Kai-Uwe Vogel, der Bio-Malermeister aus Ludwigshafen, verbindet echtes Malerhandwerk mit Traditionswissen. Durch die fachmännische Verarbeitung von natürlichen, allergenarmen und schimmelhemmenden Materialien entsteht bei ihm nicht nur Wohlfühl-Atmosphäre, sondern auch echte Wohngesundheit.

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Besonderheit im Küchenzimmer

In Badezimmern hat die Feuchtraumfarbe oberhalb der Fliesen vor allem eine wasserabweisende Funktion. In Küchenzimmern, beispielsweise hinter der Spüle, sollen Wandfarben leicht vom Fettbelag abwaschbar und zugleich scheuerbeständig sein. Das bedeutet, sie müssen eine Behandlung mit dem Putzschwamm überstehen, ohne dass gleich der Putz abfällt. Daher sollten Sie beim Kauf auf die Abriebbeständigkeit achten. Eine ausreichende Abriebsbeständigkeit erhalten Sie mit der Klasse I oder Klasse II der EN-Norm 13300 für Innenanstriche und DIN EN 1062 für Farben im Außenbereich. Die Norm finden Sie auf der Verpackung ausgeschildert.



TIPP:
Beim Einkauf sollten Sie zudem auf den Blauen Engel achten. Das Abzeichen wird vom Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung für besonders umweltschonende Produkte vergeben. So vermeiden Sie allergische Reaktionen.

Über unsere*n Autor*in
Pia Greinacher
Pia ist Spezialistin für Handwerkerthemen aller Art. Sie studierte Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation und schrieb unter anderem bereits für Focus Online, die Tageszeitung Main-Post und die Fachzeitschrift bike und business.