Vor dem Tapezieren müssen Sie zunächst die alte Tapete entfernen. Was eigentlich ganz einfach klingt, verkommt oftmals zu einem aufreibenden, stundenlangen Ablösen kleiner Fetzen. Doch mit wenigen Kniffen können Sie sich viel Zeit und Nerven sparen.
Alles auf einen Blick:
- Bestenfalls lässt sich eine Tapete trocken abziehen. Ansonsten helfen Wasser und Spülmittel weiter. Bei schwer lösbaren Materialien kann Tapetenlöser sinnvoll sein.
- Wichtig ist, dass der Tapetenkleber nicht mehr haftet. Dann gelingt das Ablösen leichter und nicht nur in einzelnen Stücken.
- Dafür sollten Sie die Tapete ordentlich einweichen. Bei mehrlagigen oder beschichteten Wandverkleidungen macht eine Nagel- oder Stachelwalze Sinn, um an den Kleister zu gelangen.
- Führt ein Handwerker die Arbeit aus, sind durchaus 600 bis 750 Euro für 30 Quadratmeter Fläche drin. In Eigenregie bleiben Sie hingegen im unteren zweistelligen Bereich.
Arten und Gründe fürs Entfernen
Je nachdem, ob die alte Tapete trocken oder nass abziehbar ist, sind verschiedene Punkte zu beachten. Das Ablösen vor dem Tapezieren ist sinnvoll, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Ansonsten kann beispielsweise die Farbe der unteren Wandverkleidung durchschimmern.
Welche Tapetenarten gibt es?
Am besten sind abziehbare Tapeten. Sie bieten eine einfache Lösung, wenn Sie ohnehin öfters Ihre Wandbekleidung wechseln wollen. Diese lassen sich in restlos abziehbar, spaltbar und nass abziehbar unterscheiden.
Restlos trocken abziehbare Tapete: Durch die spezielle Beschichtung lässt sich diese Variante ganz einfach von der Wand abziehen. Ein Anfeuchten ist meist nicht notwendig, weshalb sie ideal für Gipskartonplatten und Leichtbauwände ist. Der Nachteil: Diese Art neigt dazu, sich an den Ecken aufzustellen. Ein Beispiel ist die Vliestapete.
Trocken abziehbare spaltbare Tapete: Diese Variante besteht aus zwei Schichten. Die obere, in den Raum wirkende lässt sich schnell abziehen, die untere dient als Grundlage für die neue Tapete.
Wasserabweisende Tapete: Diese Variante kommt vor allem in Küche und Bad zum Einsatz. Sie ist mit Kunststoff beschichtet und soll so Wasserspritzer abwehren. Ein Beispiel hierfür sind Vinyltapeten. Zum Lösen wird eine zusätzliche Nagel- oder Stachelwalze benötigt. Zudem gilt: je mehr Schichten, desto wasserundurchlässiger.
Warum sollten Sie die alte Wandbekleidung entfernen?
Viele Leute wollen nach einigen Jahren einen neuen Wandanstrich aufgrund vergilbter oder an den Ecken abstehender Tapeten. Beim Entfernen scheuen sie oftmals den Aufwand und überkleben die alte einfach. Allerdings treten dann ungewollte Begleiterscheinung auf:
- Es entstehen Unebenheiten und überlappende Nähte, die beim Tapezieren selten zu verstecken sind.
- Die Farbe der alten Tapete schimmert durch.
- Der Kleister der neuen Tapete weicht die alte auf, wodurch diese nicht mehr richtig an der Wand haftet.
Zudem passt eine glatte Tapete nicht wirklich auf eine Struktur- oder Raufasertapete.
Anleitung
Im besten Fall lassen sich Tapeten trocken und ohne große Anstrengung einfach von der Wand abziehen. Dieses Wunschdenken entspricht aber leider nicht immer der Realität. Dann müssen die Tapetenbahnen vorbehandelt werden.
Welches Werkzeug benötigen Sie?
- Eimer oder anderen Wasserbehälter
- Spülmittel, alternativ Tapetenlöser
- Schwamm oder Farbroller
- Spachtel
- Besenstiel

Bei dicker oder mit Kunststoff behandelter Wandbekleidung benötigen Sie zusätzlich noch:
- Nagel- oder Stachelwalze
- Fleckenisolierung
Wie entfernen Sie eine Tapete richtig?
Bevor Sie mit dem Abziehen der alten Tapete beginnen, sollten Sie die Fußleisten und Steckdosen abdecken, um Sie vor Wasser zu schützen – besser noch, Sie schrauben die Fußleisten und Steckdosenabdeckungen ab.
Schritt 1: Vorbereiten
Geben Sie in einen Behälter mit warmem Wasser einen Schuss Spülmittel. Tauchen Sie anschließend den Schwamm oder Farbroller ins Wasser.

Schritt 2: Anfeuchten
Streichen Sie mit dem nassen Schwamm über die Tapete, bis diese eingeweicht ist. Hat sie sich verdunkelt, hat sie ausreichend Wasser aufgenommen. In der Regel sollten Sie 20 bis 30 Minuten dafür einrechnen. Verfallen Sie aber nicht in Ungeduld! Beim Ablösen holen Sie die Wartezeit wieder rein, denn komplett eingeweichtes Material lässt sich großflächiger abziehen.

Schritt 3: Ablösen
Wenn Sie die Tapete ausreichend befeuchtet haben, können Sie mit dem Ablösen beginnen. Ein Spachtel hilft beim Anheben der ersten Ecken und bei etwaigen Rückständen. Ziehen Sie langsam und gleichmäßig an der Tapetenbahn, ohne zu reißen. Beginnen Sie an der unteren Ecke und versuchen Sie, eine komplette Bahn abzuziehen.

Schritt 4: Glätten
Wenn Sie die Wand befreit haben, achten Sie vor dem erneuten Tapezieren auf einen ebenen Untergrund. Löcher lassen sich mit Spachtelmasse füllen.

Wie entfernen Sie eine beschichtete Tapete?
Mit Kunststoff oder Textil beschichtete Wandverkleidungen sind meist widerstandsfähiger und dadurch auch schlechter von der Wand zu lösen. Daher müssen Sie diese zunächst durchlöchern, damit die Feuchtigkeit bis zum Kleister durchdringen kann. Für diese Vorbehandlung können Sie eine Stachelwalze nutzen.
Ganz gleich, welche Flüssigkeit Sie nutzen: Je länger Sie das Material einweichen lassen, desto leichter tun Sie sich anschließend mit dem Ablösen. Das Spachteln wird Ihnen dennoch nicht erspart bleiben. Aber wenn Sie die Tapetenreste immer wieder befeuchten, gelingt das Ablösen einfacher.
- Vorbereitungen: Bearbeiten Sie die dicke oder wasserundurchlässige Tapete, um sie für das Wasser durchlässiger zu machen. Nehmen Sie dafür die Nagel- oder Stachelwalze und fahren Sie über das gesamte Material, bis überall Löcher zu sehen sind – von oben bis unten. Gehen Sie dabei behutsam und nicht zu druckvoll vor, um Schäden an der Wand zu vermeiden.
- Flüssigkeit auftragen: Verteilen Sie Ihr Wasser-Spülmittel-Gemisch oder den Tapetenlöser, den Sie nach Herstellerangaben mit der nötigen Wassermenge verdünnt haben, großzügig auf der Wand, bis die gesamte Tapete befeuchtet ist. Lassen Sie den Wirkstoff für circa 30 Minuten einwirken.
Tipp: Bei besonders hartnäckigen Varianten können Sie die alte Tapete mit einer dünnen Malerfolie überdecken. So geht weniger Feuchtigkeit verloren. - Rückstände abkratzen: Wasserundurchlässige oder mehrschichtige Tapeten lassen sich nicht so leicht lösen. Daher müssen Sie die Reste, die sich nicht selbst ablösen, vorsichtig mit einer Spachtel abschrubben. Möglicherweise bietet sich ein erneutes Befeuchten an, um besser unter den Tapetenrückstand zu gelangen.
- Wand glätten: In einem letzten Schritt prüfen Sie die Wand auf Schmutz, Verunreinigungen oder Schäden. Staub und Schmutz lassen sich einfach mit einer Bürste von der Wand lösen, Verunreinigungen mit Fleckendecker isolieren. Bei Rissen oder Löchern ist Spachtelmasse das Mittel zur Wahl.
Eine Alternative zum Tapetenlöser ist das Anfeuchten mittels Dampftapetenlöser. Dazu füllen Sie die Flüssigkeit in den Verdampfer ein, der diese erhitzt. Mit der Dampfplatte fahren Sie dann gleichmäßig über die Wand. Durch die feinen Düsen der Platte gelangt der Dampf an die Kleisterschicht und weicht diese nach kurzer Einwirkzeit auf.
Wie können Sie mehrere Tapetenschichten auf einmal ablösen?
Zwei oder mehrere übereinander liegende Wandverkleidungen bedürfen mehr Wasser für mehr Feuchtigkeit. Lässt sich nur die vordere Schicht entfernen, müssen Sie nochmal über die nächste mit der lösenden Flüssigkeit gehen. Bei Gipskartonplatten sollten Sie einen Fachmann zurate ziehen, um keine Schäden zu verursachen.
Hans Voß – Leiter des Berufsbildungs- & Technologiezentrums (BTZ) der Maler- und Lackierer-Innung Düsseldorf
Wie lange müssen Tapeten vor dem Entfernen einweichen?
Je nach Material und Schichtanzahl variiert die Dauer. Mit mindestens 20 Minuten pro Tapetenschicht sollten Sie durchaus rechnen. Prinzipiell gibt es kein Zeitlimit. Je länger Sie das Material einweichen lassen, desto einfacher fällt Ihnen das Ablösen danach. Der Dampfreiniger erleichtert Ihnen das Lösen und verkürzt auch die Einwirkzeit.
Kosten
Die Kosten variieren je nachdem, ob Sie selbst die alte Tapete von der Wand ablösen oder den Handwerker beauftragen wollen. In der DIY-Methode müssen Sie nur wenige Euro investieren. Mit Handwerker steigen die Kosten für eine Fläche von 30 Quadratmeter bis in den höheren dreistelligen Bereich.
Wie viel kostet das Entfernen der Tapeten durch Handwerker?
Pro Quadratmeter entfernter Tapete müssen Sie mit 5 bis 25 Euro rechnen. Die relativ große Spanne ergibt sich aus folgenden, variierenden Faktoren: Tapetenart, Anzahl der Tapetenschichten und dem Wandmaterial. Gerade Gipskartonwänden dürfen Sie nicht anfeuchten, wodurch das Ablösen länger dauert. Für 30 Quadratmeter Fläche können Sie mit circa 150 bis 750 Euro rechnen.
Zusätzliche Kosten für das Verspachteln und Anfahrtskosten können obendrauf kommen. Meist ist es sinnvoll, das Tapezieren auch gleich in die Hände der Fachbetriebe legen. Durch das größere Auftragsvolumen sinkt der anteilige Kostenpunkt für das Entfernen der alten Tapete.
Wie viel kostet das selbstständige Entfernen?
Eine wesentlich günstigere Alternative zum Handwerker ist die DIY-Methode. Hier müssen Sie nur wenige Euro einrechnen, denn für Wasser und Spülmittel fallen im Prinzip keine Extrakosten an. Allerdings ist viel eigene Arbeitszeit aufwenden.
Soll es ein Tapetenlöser sein, werden 10 Euro pro Liter im Fachhandel fällig. Je nach Art und wie stark Sie das Mittel mit Wasser verdünnen, reicht ein Liter für circa 150 bis 200 Quadratmeter Fläche. Für hartnäckige Tapeten mit Kunststoff oder mit mehreren Schichten wird zusätzliches Werkzeug in Form der Stachelwalze notwendig. Falls Sie keine zur Hand haben oder Ihnen das Ausleihen im Baumarkt zu teuer ist, tut es auch ein Kartonmesser.

ÜBER UNSEREN EXPERTE
Herr Hans Voß ist Leiter des Berufsbildungs- & Technologiezentrums (BTZ) der Maler- und Lackierer-Innung Düsseldorf sowie Mitglied des Meisterprüfungsausschusses und Dozent bei der Handwerkskammer Düsseldorf. Er engagiert sich seit vielen Jahren als Prüfer, Dozent und Mitglied in verschiedenen Fachgremien des Maler- und Lackierer Handwerks.
Richtig entsorgen
Alte Tapeten gehören in die Restmülltonne, größere Mengen auf den Recyclinghof. Beim Auszug müssen Sie die Wand nicht zwangsläufig renovieren.
Wie entsorgen Sie Tapetenreste?
Die gebrauchte Tapete können Sie nicht einfach in die Papiertonne geben. Kleister- und Farbreste haften noch daran. Zudem sind wasserdichte Varianten nicht aus reinem Papier hergestellt, sondern aus Kunststoffverbindungen.
Daher gehört eine alte Tapete immer in die Restmülltonne. Kleberreste sollten Sie direkt am Material festmachen, damit diese nicht an der Tonne festkleben. Bei größeren Mengen sollten Sie zum Recyclinghof fahren, wo die Altlasten fachgerecht entsorgt werden. Manche Wertstoffhöfe nehmen nur eine begrenzte Menge an. Erkundigen Sie sich zuvor, wie viel Sie kostenlos entsorgen dürfen.
Müssen Sie Tapeten beim Auszug entfernen?
Nein. Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs von 2006 müssen Sie die Tapete auch dann bei Auszug nicht entfernen, wenn zuvor keine vorhanden war.
Fazit
Bevor Sie Ihre Wand neu tapezieren, sollten Sie zunächst die alte Tapete entfernen. Nur so vermeiden Sie ungewollte Nebenerscheinungen, wie Unebenheiten oder durchschimmernde Tapetenfarbe. Wie viel Zeit diese Arbeit in Anspruch nimmt, ist vom Material abhängig. Restlos trocken abziehbare Tapeten sind wesentlich einfacher von der Wand zu bekommen als wasserabweisende Varianten. Allerdings lässt sich jede Tapete mittels Flüssigkeit ablösen. Mitunter wird Werkzeug zum vorherigen Durchlöchern nötig.
Am günstigsten sind eine Wasser-Spülmittel-Mischung und das Kartonmesser. Etwas komfortabler arbeiten Sie mit Tapetenlöser und Stachelwalze. Richtig tief in die Tasche greifen müssen Sie, wenn Sie einen Handwerker beauftragen. Dafür sparen Sie sich das lästige und zeitintensive Entfernen der kleinen Fetzen sowie das Spachteln.
Häufig gestellte Fragen: FAQs zum Thema Tapeten entfernen
Kann jede Tapete einfach abgezogen werden?
Nicht alle Tapeten lassen sich einfach abziehen. Vlies- und einige Papier-Tapeten sind oft trocken abziehbar, während bei anderen Tapetenarten das Einweichen mit Wasser oder Dampf notwendig ist.
Wie bereitet man die Wände nach dem Entfernen der Tapete für einen neuen Anstrich vor?
Nach dem Entfernen der Tapete sollten Restkleber gründlich entfernt und die Wand geglättet werden. Bei Bedarf sollte eine Grundierung aufgetragen werden, um eine optimale Haftung der neuen Farbe oder Tapete zu gewährleisten.
Was sind die durchschnittlichen Kosten für das professionelle Entfernen von Tapeten?
Die Kosten können je nach Raumgröße, Tapetenart und Zustand der Wände variieren. Eine professionelle Entfernung kann zwischen 3 und 10 Euro pro Quadratmeter liegen, exklusive der Vorbereitung der Wand für einen neuen Anstrich.
Welche Werkzeuge benötigt man, um Tapeten selbst zu entfernen?
Zu den grundlegenden Werkzeugen gehören ein Spachtel oder Tapetenablöser, ein Eimer mit warmem Wasser und Spülmittel, eine Sprühflasche oder ein Dampf-Tapetenablöser und gegebenenfalls eine Leiter.
Kann das Entfernen von Tapeten die Wände beschädigen?
Wenn beim Entfernen der Tapete zu viel Kraft angewendet wird oder die Wand vorher nicht richtig behandelt wurde, kann es zu Schäden kommen. Es ist wichtig, vorsichtig zu sein und die Wand vorher gut einzunässen oder zu bedampfen.