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Tapezierarbeiten

Flüssigtapete: Vorteile, Nachteile, Anbringung & Kosten

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 07. Juli 2025
Lesedauer: 19 Minuten
© AntonioSolano / istockphoto.com

Flüssigtapete und mit ihr der Baumwollputz sind moderne und flexible Möglichkeiten, Wände stilvoll zu gestalten. Flüssigtapete wird in der Regel als pastöse Masse aufgetragen und besteht aus natürlichen Materialien wie Textil- beziehungsweise Baumwollfasern oder Zellulose, was ihr eine sanfte Textur und eine besondere Optik verleiht. Doch nicht nur das Aussehen macht sie so beliebt: Flüssigtapete überzeugt auch mit praktischen Eigenschaften wie Schalldämmung, Wärmespeicherung und einer hohen Atmungsaktivität, die das Raumklima verbessern. Ihre fugenlose Anwendung ermöglicht eine kreative Wandgestaltung – ob in schlichten, eleganten Farbtönen oder mit lebendigen, strukturierten Mustern. So wird Flüssigtapete zu einer perfekten Wahl, um Räume sowohl ästhetisch zu bereichern als auch funktional zu optimieren.

Alles auf einen Blick:

  • Flüssigtapete besteht aus natürlichen Materialien, die mit dekorativen Zusätzen kombiniert werden. In der Regel wird die Masse in Beuteln geliefert. 
  • Die Anwendung ist bei diesem Wandbelag unkompliziert, da die Tapetenform wie ein Putz mit einer Glättkelle aufgetragen wird – ideal für Hobby-Heimwerker.
  • Besonders für Allergiker ist Flüssigtapete gut geeignet, da sie atmungsaktiv, schadstofffrei und feuchtigkeitsregulierend wirkt.
  • In feuchten Räumen wie Küche oder Bad kann sie durchaus auch genutzt werden, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.
  • Die Kosten beginnen ab etwa 5 Euro pro Quadratmeter – abhängig von der Qualität und der Verarbeitung.

Was ist Flüssigtapete?

Flüssigtapete ist eine moderne und kreative Alternative zu klassischen Tapeten oder Putzsystemen. Sie besteht aus einem natürlichen Fasergemisch – meist Baumwolle oder Zellulose – und wird ähnlich wie Putz direkt auf die Wand aufgetragen. Häufig sind auch farbige oder dekorative Zusätze wie Glimmer, Flocken, Chips, Garnfäden oder effektvolle Fasern enthalten, die etwa an Seidenfasern oder Bambus erinnern. Diese Komponenten sind entweder bereits im Material enthalten oder können individuell vor Ort beigemischt werden. So lässt sich jede Wand ganz nach Wunsch gestalten, mit einzigartigen Strukturen, Farben, Dekor und Effekten. Auch wenn Flüssigtapete noch als Nischenprodukt gilt, erfreut sie sich aufgrund ihrer natürlichen Optik und vielseitigen Gestaltungsfreiheit wachsender Beliebtheit. Besonders erwähnenswert: Flüssigtapete, insbesondere der Baumwollputz, ist atmungsaktiv und feuchtigkeitsregulierend, was sie zu einer hervorragenden Wahl für Allergiker macht.

Ist Flüssigtapete das Gleiche wie Putz? 

Während mineralischer Putz auf Zement- oder Gipsbasis aushärtet, bleibt Flüssigtapete flexibel und weich. Dadurch reißt sie nicht so leicht bei kleinen Bewegungen im Mauerwerk oder bei Temperaturschwankungen und ist so auch ideal für Altbauwände oder Holzständerbauten. Zudem ist Flüssigtapete reversibel. Das bedeutet, dass Sie sie im Gegensatz zum klassischen Putz auch wieder entfernen können, ohne die Wand dauerhaft zu beschädigen. 

Ist Flüssigtapete umweltfreundlich?

Die meisten Produkte bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen und enthalten keine Lösungsmittel, Weichmacher oder flüchtige organische Verbindungen (VOC). Dadurch sind sie nicht nur gesundheitsverträglich, sondern auch umweltschonend in Herstellung, Verarbeitung und Entsorgung. Einige Hersteller bieten sogar kompostierbare Varianten an, deren Rohstoffe vollständig biologisch abbaubar sind. Im Gegensatz zu Kunststofftapeten oder Dispersionsfarben fällt kaum Sondermüll an.

Hinzu kommt: Die lange Lebensdauer von Flüssigtapeten reduziert den Renovierungszyklus, was sowohl Ressourcen als auch Kosten spart. Wer auf ökologische Bauweisen achtet, findet in Flüssigtapete eine konsequente Lösung. Achten Sie auf Marken, die Umweltzeichen wie den „Blauen Engel“ oder das „eco-INSTITUT-Label“ tragen. 

Aus welchen Materialien besteht Flüssigtapete?

Flüssigtapete ist eine ganz besondere Tapetenart. Sie besteht aus einem natürlichen Fasergemisch, das aus

  • Baumwolle,
  • Textilfasern,
  • Zellulose oder
  • Marmorgranulat

zusammengefügt wird. Diese Fasern sorgen für die weiche, stoffliche Optik und wärme- sowie schallisolierenden Eigenschaften. Kombiniert werden sie mit Bindemitteln, meist natürliche Klebstoffe wie Stärke oder synthetische Harze, die für die Haftung an der Wand sorgen. Für besondere Effekte können weitere Zusätze beigefügt werden: Glimmerpartikel für einen edlen Glanz, farbige Fasern für marmorierte Effekte, Seidenanteile für eine luxuriöse Oberfläche oder sogar kleine Steinelemente für eine strukturierte Haptik.

Was ist Baumwollputz?
Baumwollputz ist eine Form von Flüssigtapete und besteht nahezu vollständig aus reiner Baumwolle. Er ist dadurch besonders weich, atmungsaktiv und ökologisch unbedenklich. Baumwollputz ist wärmeisolierender, schützt besser vor Schall und ist feuchtigkeitsregulierender als Varianten mit Zellulose oder Mischfasern.

Kann man Flüssigtapete selbst anbringen oder braucht man einen Maler? 

Flüssigtapete können Sie gut eigenständig anbringen, da hierfür keine speziellen Tapezierwerkzeuge benötigt werden und der Auftrag direkt auf der Wand erfolgt. Das Verfahren ist leicht erlernbar und erfordert lediglich etwas Geschick und Sorgfalt. Für kleinere Flächen oder einzelne Räume ist die Selbstverarbeitung gut geeignet. Sollte es sich allerdings um sehr große Flächen handeln, Sie bestimmte Strukturen wünschen oder Wert auf besonders hochwertige Ergebnisse legen, ist es empfehlenswert, einen Profi zu beauftragen. Selbiges gilt auch bei schwierigen Untergründen, Altbauten oder unzugänglichen Wandbereichen.



In welchen Räumen eignet sich Flüssigtapete besonders gut?

RaumEignung Flüssigtapete
Wohnzimmersehr gut – edle Optik, angenehme Akustik
Schlafzimmergut – sorgt für gutes Raumklima, ruhige Atmosphäre
Kinderzimmereher bedingt – ziemlich empfindliche Oberfläche, aber reparierbar
Flur/Treppenhausweniger geeignet – mechanisch stark belastet, alternative Wandbeläge robuster
Bad/Gäste-WCbedingt – nur bei guter Belüftung oder speziellen Varianten für Feuchträume
Büro/Arbeitszimmergut – optisch ansprechend, akustisch dämpfend

Kann ich Flüssigtapete im Bad oder in der Küche verwenden?

Unter bestimmten Bedingungen können Sie Flüssigtapete auch in Feuchträumen nutzen. Wichtig ist dabei eine gute Belüftung. Das muss nicht zwingend ein Fenster sein, auch Lüftungssysteme können hier gut geeignet sein. Zusätzlich brauchen Sie einen wasserabweisenden Schutzanstrich. Ideal geeignet sind Speziallacke auf Acrylbasis, die nach dem Trocknen der Tapete aufgetragen werden. Außerdem sollten Sie einen Lack wählen, der für atmungsaktive Oberflächen geeignet ist, sonst kann sich Feuchtigkeit stauen und langfristig Schimmel fördern. 

In der Dusche oder in der Nähe der Spüle sollten Sie von Flüssigtapete absehen. Hier besteht die Gefahr, dass sich das Material auflöst oder aufquillt. Verwenden Sie stattdessen Fliesen oder wasserfeste Farben und nutzen Sie Flüssigtapete am besten als gestalterisches Element an den übrigen Wänden.

UNSER EXPERTE ERKLÄRT:
„Grundsätzlich ist es möglich, Tapeten in Feuchträumen anzubringen, jedoch kommt es auf die richtige Ausführung und den Schutz der Tapete an. Dennoch würde ich persönlich von Tapeten in solchen Bereichen abraten. Früher war es üblich, Raufaser zu verwenden oder Glasfasertapeten mit Latexfarbe zu beschichten, um eine feuchtigkeitsundurchlässige Oberfläche zu schaffen. Allerdings führte dies oft zu Problemen, da die Feuchtigkeit nicht in die Wand eindringen konnte und sich stattdessen an der Oberfläche sammelte. Offenporige Tapeten bieten nur begrenzten Schutz und können Feuchtigkeit bis zu einem gewissen Grad aufnehmen.“

Hans Voß – Leiter des Berufsbildungs- & Technologiezentrums (BTZ) der Maler- und Lackierer-Innung Düsseldorf

Flüssigtapete anbringen: Was muss beim Untergrund beachtet werden?

Flüssigtapete erfordert eine gründliche Vorbereitung des Untergrunds, um eine optimale Haftung und ein gleichmäßiges Ergebnis zu gewährleisten. Besonders bei Altbauten sind spezifische Maßnahmen notwendig. Der Untergrund muss in jedem Fall sauber, trocken und gleichmäßig saugend sein, Unebenheiten sollten ausgeglichen werden. Für eine optimale Haftung sollte die Fläche möglichst glatt sein, auch wenn kleinere Spannungsrisse später durch Anfeuchten und Glätten behoben werden können. Prüfung des Untergrunds

  • Alte Tapetenreste müssen vollständig entfernt werden, da Flüssigtapete im nassen Zustand aufgetragen wird und keine Verbindung mit solchen Rückständen eingehen kann.
  • Salzausblühungen entstehen oft durch Feuchtigkeit in Altbauten. Sie sollten vor dem Auftragen von Flüssigtapete entfernt und die Ursache der Feuchtigkeit behoben werden.

Grundierung von saugfähigen Untergründen

  • Untergründe wie Gipskarton und Lehmputz müssen zunächst mit Tiefgrund behandelt werden, um die Saugfähigkeit auszugleichen. Anschließend ist eine quarzhaltige Grundierung erforderlich, damit eine gleichmäßige Aufnahme der Feuchtigkeit gewährleistet ist.
  • Flüssigtapete kann kleinere Risse überbrücken, größere Schäden (ab circa zwei Millimeter Tiefe) sollten jedoch vorab verspachtelt werden, da sich das Material sonst in Vertiefungen absetzt und diese sichtbar bleiben.

Vorbehandlung glatter oder glänzender Flächen

  • Wände mit Latexfarbe müssen vor dem Auftragen der Flüssigtapete angeraut werden. Dies geschieht am besten manuell mit Schleifschwämmen oder -vlies. Anschließend sollte ein Haftgrund aufgetragen werden, um die Oberfläche tragfähiger zu machen.
GUT ZU WISSEN:
Flüssigtapete enthält Bindemittel, die sich mit dem Untergrund verbinden. Daher ist es wichtig, dass dieser frei von Staub oder Fett ist.

Wie erkenne ich einen ungeeigneten Untergrund?

Machen Sie einen Wassertest: Benetzen Sie die Wand dazu mit etwas Wasser. Wenn es abtropft, ist sie zu glatt. Wird es sofort aufgesogen, ist die Wand zu saugfähig. In beiden Fällen ist dann ein geeigneter Haftgrund oder Tiefengrund nötig, bevor Sie die Flüssigtapete oder den Baumwollputz auftragen können.

Vorteile und Nachteile von Flüssigtapete im Vergleich

Vorteile von FlüssigtapeteNachteile von Flüssigtapete
einfache Verarbeitung: Aufspachteln oder Sprühen, keine weiteren Tapezierarbeiten nötigaufwendiger Rückbau:  das Entfernen kann mühsam sein, stark abhängig vom Untergrund
nahtloses Erscheinungsbild: keine Übergänge oder Stoßkantenbegrenzte Farb- und Musterauswahl: im Vergleich zu Tapeten
atmungsaktiv & feuchtigkeitsregulierend: sorgt für angenehmes Raumklimahöherer Preis: Material- und Verarbeitungskosten teurer als etwa beim Tapezieren von Raufasertapetn
schall- und wärmedämmend: dank strukturierter Oberflächeempfindlich gegen Stöße und Kratzer: in stark frequentierten Räumen oder dem Flur nachteilig
leicht auszubessern: punktuelle Reparaturen möglichlängere Trocknungszeit: bis zu 5 Tage je nach Material und Schichtdicke
individuelle Gestaltung möglich: mit Glimmer, Textilfasern, Marmoreffekt etc.sorgfältige Untergrundvorbereitung nötig: nicht auf allen Flächen direkt anwendbar
umweltfreundlich: oft aus Baumwolle oder Zellulose, recyclebar, mit Ökozertifikaten versehennicht ohne Einschränkungen in Feuchträumen: Schutzversiegelung notwendig, sonst kann die Oberfläche bei Spritzwasser aufquellen oder sich lösen
antistatisch: ziemlich schmutzunempfindlich 

Warum ist Flüssigtapete besonders für Allergiker geeignet? 

  • frei von Lösungsmitteln, Weichmachern oder anderen flüchtigen Schadstoffen
  • meist geruchsneutral
  • gibt auch nach dem Auftragen keine gesundheitsschädlichen Ausdünstungen ab
  • Oberfläche bleibt trocken, was Schimmelbildung vorbeugt 
  • strukturierte Oberfläche bindet kaum Staub


Baumwollputz und Flüssigtapete: Wie werden sie angebracht? [Schritt für Schritt-Anleitung]

  1. Untergrund vorbereiten
    Sorgen Sie für eine trockene, saubere, fettfreie und tragfähige Wand. Entfernen Sie dafür alte Tapetenreste, verspachteln Sie eventuelle Löcher, spachteln und grundieren Sie die Wand, falls sie nicht gleichmäßig hell sein sollte, um Farbabweichungen zu vermeiden.
  2. Flüssigtapete anrühren
    Schütten Sie den Inhalt eines Beutels Flüssigtapete – das Material wirkt wie ein Wollklumpen – in einen großen Eimer, wie vom Hersteller vorgesehen. Meistens ist dafür ein Mindestvolumen von 15 Litern notwendig. Achten Sie dabei darauf, dass Sie alles gründlich verrühren. Nutzen Sie hierfür am besten einen Quirlaufsatz für die Bohrmaschine. Sie können aber auch die Hände nehmen, das Material ist ungefährlich.
  3. Flüssigtapete quellen lassen
    Je nach Hersteller folgt nun eine Quellzeit von 12 bis 24 Stunden. Wenn Sie nicht über genügend Eimer verfügen, können Sie das Material auch wieder in die Plastiksäcke packen und dort quellen lassen.
  4. Wandmaterial auftragen
    Mit einer Kunststoffkelle oder – bei größeren Flächen – einer Spritzpistole können Sie die Masse gleichmäßig in einer Schichtdicke von etwa eineinhalb bis zwei Millimetern auftragen. Arbeiten Sie dabei zügig und „nass in nass“, um Ansätze zu vermeiden.
  5. Strukturieren (optional) 
    Wenn Sie möchten, können Sie die Oberfläche mit einem Schwamm, Pinsel oder Spachtel individuell gestalten. Auch das Einarbeiten von Effektmaterialien ist jetzt möglich.
  6. Trocknung
    Die Wand sollte nicht beheizt, aber gut belüftet werden. Vermeiden Sie in jedem Fall direkte Sonneneinstrahlung und Zugluft.

Welche Konsistenz sollte die Masse haben?

Die Masse sollte sich cremig und dickflüssig anfühlen – ähnlich wie Quark. Ist sie zu fest, lässt sie sich schwer verstreichen. Ist sie zu dünn, tropft sie von der Wand. Im Zweifel lieber weniger Wasser verwenden und bei Bedarf nachträglich ergänzen.

Baumwollputz und Flüssigtapete: Wie lange dauert das Trocknen?

Wie lange die Trocknungszeit von Flüssigtapete beträgt, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Raumtemperatur
  • Luftfeuchtigkeit
  • Luftzirkulation 
  • Schichtdicke

Im Idealfall beträgt die Trockenzeit 24 bis 48 Stunden – in ungünstigen Fällen (zum Beispiel im Keller und im Winter) kann sie auch mehrere Tage betragen. In den Übergangszeiten ist das Trocknungsklima meist ideal, daher ist diese Zeit für das Auftragen von Baumwollputz und Flüssigtapete ideal.  

Wie wird alte Flüssigtapete entfernt?

Tapete entfernen ist nicht immer leicht, bei manchen Varianten steht man stundenlang da und kratzt alte Reste ab. Flüssigtapete lässt sich dagegen vergleichsweise einfach wieder ablösen, sofern Sie sie nicht mit einer zusätzlichen Versiegelung überstrichen haben. Sprühen Sie die Tapete gründlich mit warmem Wasser ein und lassen Sie sie mindestens eine Viertelstunde lang aufweichen. Anschließend können Sie sie mit einem breiten Spachtel von der Wand abziehen.

Sollte ich die Entfernung lieber einem Maler überlassen?

Grundsätzlich ist die Entfernung von Flüssigtapete für Heimwerker gut machbar. Dennoch gilt: Je größer die Fläche oder je dicker die aufgetragene Schicht, desto arbeitsintensiver wird der Rückbau. Vor allem bei Deckenflächen oder verwinkelten Ecken kann die Arbeit körperlich anstrengend sein. Sollten Sie diese Zeit nicht investieren wollen oder körperlich eingeschränkt sein, ist es empfehlenswert, einen Profi zu engagieren.

Der Vorteil hierbei ist auch, dass ein Malerbetrieb über spezielle Werkzeuge verfügt, wie zum Beispiel Tapetenablöser mit Dampfdruck oder größere Sprühsysteme, mit denen sich die Arbeit erheblich beschleunigen lässt. Zudem kann ein Profi bei problematischen Untergründen die Substanz der Wand fachgerecht einschätzen und bei Bedarf sanieren.

Professionelle Unterstützung empfiehlt sich daher besonders dann, wenn:

  • mehrere Räume gleichzeitig renoviert werden sollen
  • der Untergrund empfindlich oder bröckelig ist
  • Schutzlacke oder wasserfeste Varianten der Flüssigtapete verwendet wurden


Welche Werkzeuge benötigt man bei Flüssigtapete? 

Sie brauchen dafür nur eine überschaubare Grundausstattung, die in jedem Baumarkt oder Onlinehandel erhältlich ist. 

Material/WerkzeugErläuterung
Flüssigtapete
  • Wandbeschichtung, die Sie in der Regel erst mit Wasser anrühren müssen
Wasser
  • Trockenmaterial zu einer streichfähigen Masse anrühren
Rührgerät oder Handrührer
  • zum gleichmäßigen Anmischen der Flüssigtapete ohne Klümpchenbildung
Glättkelle (Kunststoff)
  • zum Auftragen und Verteilen der Tapete auf der Wand
  • Kunststoff schont das Material und hinterlässt keine Spuren
Spachtel
  • für Ecken, Kanten oder zum Nachbessern kleiner Flächen beziehungsweise zum Entfernen
Grundierung
  • zur Haftverbesserung
  • Vermeidung von Fleckenbildung auf stark saugenden oder fleckigen Untergründen
Farbrolle oder Quast
  • zum gleichmäßigen Auftragen der Grundierung
Abdeckfolie und Malerkrepp
  • Schutz von Böden, Steckdosen und angrenzenden Flächen
Eimer oder Mischwanne
  • zum Anrühren der Flüssigtapete
  • ausreichend groß für die gesamte Mischung
feuchtes Tuch oder Schwamm
  • zum Glätten kleiner Unebenheiten
  • reinigen von Werkzeugen während der Arbeit
Handschuhe
  • bei empfindlicher Haut zum Schutz beim Anmischen und Auftragen

Eine Spritzpistole ist dann empfehlenswert, wenn Sie große Flächen, hohe Decken oder raue Wände gestalten möchten. Sie erleichtert den gleichmäßigen Auftrag und spart dabei viel Zeit. Weiterhin ist sie ideal, wenn Sie kreative Effekte wie Verlaufsmuster schaffen möchten. Die Masse sollten Sie dann aber etwas flüssiger anmischen und den Raum gut abdecken – Sprühnebel lässt sich nie ganz vermeiden.

Kann Flüssigtapete schimmeln?

Flüssigtapete oder auch Baumwollputz sind aufgrund ihrer Eigenschaften weniger anfällig für Schimmelbildung im Vergleich zu herkömmlichen Tapeten. Das Material ist atmungsaktiv, was bedeutet, dass es Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben kann, ohne dass sich diese in der Tapete ansammelt. Diese Eigenschaft hilft, Schimmelbildung zu verhindern.

Insgesamt ist Baumwollputz durch seine schimmelresistente Natur auch weniger anfällig für Insektenbefall als andere Wandbeläge. Er besteht aus natürlichen Materialien wie Baumwollfasern und Zellulose, die keine Proteine wie Keratin enthalten, die wiederum zum Beispiel  Stoffmottenlarven (Kleidermotten) benötigen, um sich zu ernähren. Wird das Material doch dauerhaft feucht, zum Beispiel aufgrund mangelnder Lüftung, dann können sich allerdings – wie übrigens auf jeder Tapete und auch auf Putz – Staubläuse ansammeln.

Was kostet Flüssigtapete?

Einfache, weiße Flüssigtapete ist bereits für ab fünf Euro pro Quadratmeter im Baumarkt erhältlich. Häufig wird der Preis auch in Kilo berechnet. 30 bis 40 Euro pro Kilo müssen Sie etwa bei Baumwollputz einkalkulieren Pro Quadratmeter rechnet man hier etwa mit 250 Gramm, ein Kilo langt Ihnen also für gut vier Quadratmeter, abhängig natürlich von der Struktur des Untergrunds, der Art der Verarbeitung und der gewünschten Schichtdicke. Unebene Wände, viele Ecken oder Fensterlaibungen können den Materialverbrauch erhöhen, sodass es ratsam ist, immer etwas mehr Material einzuplanen. 

Eine durchschnittliche Wohnzimmerwand hat rund 25 Quadratmeter. Möchten Sie alle vier Wände mit Flüssigtapete ausstatten, sollten Sie mit Kosten zwischen 250 und 750 Euro rechnen, wenn Sie selbst renovieren. Beauftragen Sie einen Fachbetrieb, dann kommen natürlich der jeweilige Stundenlohn sowie An- und Abfahrtskosten dazu. Am besten holen Sie sich Angebote von zwei bis drei Firmen ein. Dann können Sie die Preise am besten vergleichen.

Für wen ist Flüssigtapete geeignet – und für wen nicht?

Flüssigtapete ist in erster Linie eine Frage des Geschmacks. Denn nicht jeder mag die baumwollartige und damit auch unruhige Struktur. Für Do-it-yourself-Fans ist sie jedoch eine attraktive Option: Sie lässt sich ohne spezielles Tapezierwerkzeug verarbeiten, es ist weder Zuschneiden noch Einweichen oder das Anrühren von Tapetenkleister nötig. Auch wer kleine Unebenheiten an der Wand kaschieren möchte, profitiert vom dicken Auftrag der Flüssigtapete, der kleinere Makel geschickt ausgleicht. In hellhörigen Wohnungen kann die textile Oberfläche zudem für eine leichte Schalldämmung sorgen, was den Wohnkomfort erhöht. Wer auf sehr glatte und makellose Designflächen Wert legt, könnte mit der strukturierten Oberfläche unzufrieden sein. Auch für Menschen mit einem sehr knappen Budget stellt sie eher keine günstige Alternative dar, da die Anschaffungskosten meist etwas höher ausfallen, zum Beispiel zum Vergleich zum Tapezieren von Vliestapeten. Wer häufiger renovieren möchte, sollte bedenken, dass das Entfernen der Flüssigtapete aufwändiger ist. Sie lässt sich nicht einfach in Bahnen abziehen, sondern muss abgeschabt werden. Das ist zwar nicht schwer, aber zeitintensiver. Zudem erfordert eine Flüssigtapete auch beim Aufbringen Geduld: Die Verarbeitung erfordert eine lange Quellzeit und auch das Trocknen nimmt einiges an Zeit in Anspruch. Schnelle Ergebnisse sind hier also nicht zu erwarten.


Schwarz weißes Profilbild von Hans Voß, Leiter des Berufsbildungs- & Technologiezentrums (BTZ) der Maler- und Lackierer-Innung Düsseorf

ÜBER UNSEREN EXPERTE

Herr Hans Voß ist Leiter des Berufsbildungs- & Technologiezentrums (BTZ) der Maler- und Lackierer-Innung Düsseldorf sowie Mitglied des Meisterprüfungsausschusses und Dozent bei der Handwerkskammer Düsseldorf. Er engagiert sich seit vielen Jahren als Prüfer, Dozent und Mitglied in verschiedenen Fachgremien des Maler- und Lackierer Handwerks.

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Diese 5 Dinge sollten Sie beachten

  1. Wenn Sie Flüssigtapete zum ersten Mal verarbeiten, machen Sie vorab eine kleine Probefläche – so testen Sie Farbwirkung, Haptik und Konsistenz, bevor Sie ganze Wände gestalten.
  2. Bei stark beanspruchten Wandabschnitten (zum Beispiel im Kinderzimmer oder im Eingangsbereich) lohnt sich eine Kombination aus Flüssigtapete im oberen Bereich und abwischbaren Materialien unten.
  3. Achten Sie bei der Produktauswahl auf echte Markenqualität, denn Billigprodukte können minderwertige Fasern oder unzureichende Bindemittel enthalten, was die Haltbarkeit und Optik beeinträchtigt.
  4. Entsorgen Sie Reste nicht im Abfluss! Flüssigtapete quillt nach und kann Leitungen verstopfen. Stattdessen sollten Sie sie vollständig trocknen lassen und über den Restmüll oder Bauschutt entsorgen.
  5. Für gemietete Wohnungen sollten Sie vorab klären, ob Flüssigtapete beim Auszug entfernt werden muss.


Fazit

Flüssigtapete ist eine interessante Alternative zu klassischen Tapeten oder Putzsystemen. Sie punktet mit einfacher Verarbeitung, wohnlicher Optik und positiven Effekten auf Raumklima und Akustik. Besonders für DIY-Projekte, Altbauwände oder Menschen mit Allergien ist sie eine attraktive Lösung. Allerdings braucht sie Zeit zum Trocknen, ist nicht mechanisch belastbar und kostet mehr als eine Standardtapete. Wer auf natürliche Materialien, kreative Gestaltung und ein angenehmes Raumgefühl Wert legt, trifft mit Flüssigtapete trotzdem eine gute Wahl – vorausgesetzt, die Verarbeitung erfolgt sorgfältig und unter Beachtung der Produkteigenschaften.

Flüssigtapete: Häufig gestellte Fragen

Kann ich Flüssigtapete auf Raufaser oder alte Tapeten auftragen?

Nein, alte Tapeten, insbesondere Raufaser, müssen Sie vorher vollständig entfernen. Denn sie können Feuchtigkeit aufnehmen oder abstoßen und so die Haftung der neuen Schicht verhindern.

Kann ich Flüssigtapete überstreichen?

Das ist nur bedingt möglich. Flüssigtapete ist diffusionsoffen und deckende Farben oder Lacke würden diese Eigenschaft zerstören. Wenn Sie streichen möchten, sollten Sie spezielle atmungsaktive Farben wie Lehm- oder Silikatfarben verwenden. Alternativ: Oberfläche anrauen und überarbeiten. Aber die beste Lösung ist, die Flüssigtapete zu entfernen und die Wand von Neuem aufzubauen. 

Wie lange hält Flüssigtapete im Alltag?

Bei sachgemäßer Verarbeitung und normaler Beanspruchung kann Flüssigtapete viele Jahre halten. In stärker beanspruchten Bereichen (zum Beispiel Flur oder Kinderzimmer) empfiehlt sich ein Schutzanstrich oder die Kombination mit anderen Materialien.

Gibt es Flüssigtapete auch als Fertigmischung?

Ja, neben klassischen Trockensets mit Quellzeit gibt es gebrauchsfertige Flüssigtapete im Eimer. Diese kann sofort aufgetragen werden – ideal für kleinere Flächen oder wenn es schnell gehen soll. Sie ist meist etwas teurer, spart aber Zeit und Aufwand beim Anrühren.

Kann Flüssigtapete auf Heizkörpernischen oder hinter Wärmestrahlern verwendet werden?

Flüssigtapete ist widerstandsfähig gegenüber normalen Raumtemperaturen, aber direkte und dauerhafte Hitzeeinwirkung durch Wärmestrahler oder Heizkörper könnte die Struktur oder Farbe beeinträchtigen. Es ist daher ratsam, einen ausreichenden Abstand zur Wärmequelle einzuhalten.

Können Haustiere die Oberfläche beschädigen?

Bei Haushalten mit Katzen oder Hunden, die gern an Wänden kratzen oder sich anlehnen, kann Flüssigtapete schneller beschädigt werden. Krallen, Feuchtigkeit oder Scheuern können die Struktur angreifen. Eine zusätzliche Schutzschicht kann hier vorbeugend wirken.

Wie lagert man angerührte Flüssigtapete, wenn etwas übrig bleibt?

Angerührte Reste können Sie luftdicht verschlossen für ein bis zwei Tage lagern, idealerweise im Kühlschrank oder an einem kühlen Ort in einem gut geschlossenen Eimer oder Beutel. Vor dem erneuten Auftragen muss die Masse nochmals durchgerührt und gegebenenfalls mit etwas Wasser nachjustiert werden.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.