Schon im 14. Jahrhundert wurden in italienischen Adelshäusern aber auch im Orient Stofftapeten verwendet. Handelte es sich früher beim Tapezieren um etwas Luxuriöses, so sind gerade die Tapeten aus Papier heute nicht mehr wegzudenken aus den deutschen Haushalten. Vor allem die Raufaser, die man in vielen verschiedenen Farben streichen kann, hat in den letzten Jahrzehnten eine wahre Siegestour hinter sich. Tapeten sind weit mehr als nur bunte Muster an den Wänden – sie sind die stilvolle Grundlage für die Raumgestaltung. Von klassisch bis zu avantgardistischen Mustern bieten sie eine fast endlose Palette an Möglichkeiten, um jedem Zimmer das gewisse Etwas zu verleihen. Die Oberflächen sind zum Teil sehr unterschiedlich und können, wie bei der Akustiktapete, auch einen bestimmten Zwecke erfüllen.
Alles auf einen Blick:
- Es gibt eine große Auswahl an Tapetenarten für jeden Zweck: von der klassischen Papiertapete über eine Vliestapete bis hin zu geprägten Oberflächen mit Struktur ist für jeden Geschmack etwas dabei.
- Moderne Tapeten haben eine hohe Lichtbeständigkeit und sind teilweise wärme- oder schalldämmend.
- Unterschiedliche Tapetenvarianten erfüllen unterschiedliche Zwecke. Eine Tapete aus Papier ist nicht für jedes Zimmer geeignet, genau wie eine mit einer Oberfläche aus Stoff.
- In Deutschland werden vor allem Papiertapeten verarbeitet, vor allem die Raufasertapete ist hier besonders beliebt.
- Es ist von Vorteil, wenn Sie sich bereits vor dem Tapezieren Gedanken über Ihr Budget machen. Eventuell können Sie das Material etwas günstiger im Online-Shop kaufen und die Verarbeitung einem Profi überlassen.
Eigenschaften der einzelnen Tapetenarten
Tapezieren wird wieder modern. Die verschiedenen Tapetenarten bieten eine Vielzahl an Optionen, um jede Wand individuell zu gestalten und den Bedürfnissen und dem Geschmack der Bewohner zu entsprechen – natürlich auch abhängig von der Qualität. Einige Räume erfordern Tapeten, die feuchtigkeitsbeständig sind wie etwa Badezimmer oder Küche, im Schlafzimmer aber zum Beispiel können auch Textiltapeten eine gemütliche Atmosphäre schaffen. Die unterschiedlichen Eigenschaften von Vinyltapete und Co. sind also bei der Auswahl durchaus entscheidend. Nicht jede Tapete ist für jeden Zweck geeignet.
Papiertapeten

Im Prinzip bestehen fast alle Tapetenarten zumindest zum Teil aus Papier. Lediglich einzelne Varianten aus Glasfaser oder Vlies sind vollständig aus anderem Material gefertigt. Sprechen wir also von Papiertapete, dann sind das solche, die komplett aus Papier bestehen – und zwar aus bedrucktem oder gefärbtem Papier.
Sie sind eine besonders kostengünstige Möglichkeit des Tapezierens und daher weit verbreitet. Diese Tapetenart ist in einer Vielzahl von Designs und Mustern erhältlich und nur für trockene Bereiche geeignet – ihre Feuchtigkeitsbeständigkeit ist eher gering. Beim klassischen Tapezieren werden meist Papiertapeten wie die Raufasertapete verwendet. Die Verarbeitung ist relativ einfach, vorausgesetzt die Qualität ist gut.
Die Raufasertapete ist die in Deutschland am häufigsten verwendete Tapetenart. Es handelt sich dabei um eine Papiertapete, bei der zwischen die verschiedenen Lagen Papier Holzstückchen eingearbeitet werden. Dadurch bekommt die Raufaser ihre für sie typische Struktur.
Bei Tapetenarten aus Papier unterscheidet der Fachhandel zwischen Naturelltapeten aus unbedrucktem Rohpapier und Fondtapeten, bei denen die Farbe durchgehend aufgedruckt ist. Das lässt die Farben strahlen und verhindert das Vergilben.
Naturtapeten

Naturtapeten bestehen aus natürlichen Materialien wie Gras, Sisal, Bambus und verleihen mit ihrer Struktur einem Raum eine organische und natürliche Ästhetik. Diese Tapetenart punktet durch ihre einfach Handhabung, sie ist umweltfreundlich und in der Regel gut recyclebar, erfordert allerdings besondere Pflege. Sie erhalten im Handel zum Beispiel
- Grastapeten,
- Korktapeten,
- Bambustapeten,
- Sisaltapeten oder auch
- Holztapeten.
Vinyltapeten

Vinyltapeten heißen im allgemeinen Sprachgebrauch auch Lacktapete, Kunststofftapete oder Schaumtapete.
Diese Kunsstofftapeten können Weichmacher enthalten, die sie kontinuierlich an den Raum abgeben. Vor allem im Schlaf- oder Kinderzimmer ist davon abzuraten.
Vliestapeten

Es handelt sich bei einer Vliestapete um eine Zellulose- und Textilfasertapete. Diese reißfeste Tapetenvariante, bei der der Kleber direkt auf die Wand aufgetragen werden kann, ermöglicht eine bessere Feuchtigkeitsregulierung als die klassische Papiertapete. Eine Vliestapete kann also auch gut im Badezimmer oder in der Küche verwendet werden. Zudem verzieht sie sich nicht und lässt sich beim Renovieren schnell und einfach von der Wand abziehen. Es gibt hier eine große Auswahl an Barock- oder Retrotapeten, die aber auch entsprechend teurer sind.
Akustiktapete

Es handelt sich dabei um eine speziell entwickelte Tapete, die die Raumakustik verbessert, indem sie Schall absorbiert und zwar mithilfe von Materialien wie Schaumstoff. Unerwünschte Geräusche werden auf diese Weise reduziert. Verwendet werden Akustiktapeten zum Beispiel in Besprechungsräumen, aber auch fürs Kinderzimmer können sie eine gute Wahl sein.
Textiltapete

Es handelt sich dabei meist um Stoffe wie Seide, Leinen oder Baumwolle. Die damit tapezierten Räume bekommen so eine besonders elegante, ja sogar luxuriöse Atmosphäre. Schall- und Wärmedämmung sind besser als bei normalen Tapeten. Allerdings sind Textiltapeten sehr empfindlich und schwer zu reinigen.
Hans Voß – Leiter des Berufsbildungs- & Technologiezentrums (BTZ) der Maler- und Lackierer-Innung Düsseldorf

ÜBER UNSEREN EXPERTE
Herr Hans Voß ist Leiter des Berufsbildungs- & Technologiezentrums (BTZ) der Maler- und Lackierer-Innung Düsseldorf sowie Mitglied des Meisterprüfungsausschusses und Dozent bei der Handwerkskammer Düsseldorf. Er engagiert sich seit vielen Jahren als Prüfer, Dozent und Mitglied in verschiedenen Fachgremien des Maler- und Lackierer Handwerks.
Fototapete

Fototapeten sind Wandbeläge, die mit hochauflösenden Bildern oder Fotografien bedruckt sind. Sie bieten die Möglichkeit, eine Wand mit einem beeindruckenden Bild oder Landschaftspanorama zu gestalten und so zum Beispiel kleine Räume optisch zu erweitern und ganz gezielt eine bestimmte Atmosphäre zu erschaffen. Neben einer großen Auswahl im Handel können diese Tapeten auch individuell angefertigt werden, zum Beispiel aus einer Urlaubserinnerung. Das Anbringen ist etwas schwieriger, denn diese Tapetenart muss präzise zugeschnitten werden, um das gewünschte Bild zu erzeugen. Der Raum wird durch die großen Motive aber sehr individuell gestaltet.
Prägetapete

Prägetapeten haben eine strukturierte Oberfläche, die sozusagen durch Pressen beim Herstellungsprozess erzeugt wird. Es gibt eine große Auswahl an Designs, von einfachen geometrischen Mustern bis hin zu komplexen Reliefstrukturen. Das Anbringen ist ein bisschen schwieriger als bei normalen Tapetenvarianten.
Glasfasertapete

Die Glasfasertapete ist langlebig – mehrere Jahrzehnte sind problemlos möglich. Sie kann mehrmals überstrichen werden, ist nicht brennbar und das feste Material kaschiert schadhafte Untergründe wie kleine Löcher oder Risse. Sie kann nicht nur abgewaschen, sondern sogar gescheuert werden – was ihren häufigen Einsatz in Arztpraxen erklärt. Aber: Diese Tapetenversion ist diffusionsdicht, das heißt, sie ist nicht gut fürs Raumklima. Zudem kommt erschwerend hinzu: Sie ist teuer und lässt sich nur schwer wieder entfernen und entsorgen. Für Wohnräume eignen sich Glasfasertapeten also eher weniger.
Metalltapeten
Für ganz besondere Effekte an einer Wand können Sie auch eine Metalltapete verwenden. Hier wird entweder das Trägermaterial mit dünner Metallfolie beklebt oder es handelt sich um eine auf andere Weise erzeugte Metalloptik. Beim Verarbeiten sollten Sie besonders vorsichtig sein, da Metalle Strom leiten. Diese Tapetenform eignet sich nur für kleine Wandbereiche, die Sie in Szene setzen möchten.

Vor- und Nachteile
Der größte Vorteil beim Tapezieren liegt in der Möglichkeit, einem Raum schnell und effektiv einen neuen Look zu verleihen. Im Vergleich zu anderen Renovierungsmethoden wie dem Streichen erlaubt das Tapezieren eine breitere Palette an Designs, Mustern und Texturen, die den persönlichen Stil und die Atmosphäre eines Raumes betonen können. Darüber hinaus können Tapeten auch dazu beitragen, Unvollkommenheiten in den Wänden zu verbergen und gleichzeitig zusätzliche Isolierung und Schalldämmung bieten. Durch die richtige Auswahl können Sie also nicht nur das Aussehen Ihres Raumes verändern, sondern auch dessen Funktionalität und Komfort verbessern.
Überblick über Vorteile und Nachteile der verschiedenen Tapetenarten
Tapetenart | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
Papiertapeten | günstigeinfach anzubringenverschiedene Designsgut überstreichbarungestrichen diffusionsoffenumweltverträglich | anfällig für Feuchtigkeit und Abnutzungnicht leicht abwischbar |
Vinyltapeten | strapazierfähigabwaschbarfeuchtigkeitsbeständigverschiedene Designs und Texturen | kann schwer zu entfernen seinnicht atmungsaktivkann bei hoher Hitze oder Feuchtigkeit abblättern |
Vliestapeten | leicht anzubringenreißfestatmungsaktivVliestapeten haben eine bessere Feuchtigkeitsbeständigkeit als Papiertapeten | Vliestapeten sind oft nicht so langlebig wie Vinyltapetenbegrenzte Designs |
Textiltapeten | luxuriöses Aussehen und gute Haptik schalldämmendgute Wärmedämmunginteressante Oberflächeviele Farben | empfindlich gegenüber Flecken und Feuchtigkeitmöglicherweise schwer zu reinigenteurer als andere Optionen |
Prägetapeten | fügt Textur und Dimension hinzuinteressanter visueller Effekt | kann schwieriger zu tapezieren seinbegrenzte Muster und Farbauswahl |
Akustiktapeten | reduziert Geräuscheverbessert die Raumakustik | kann teurer sein als herkömmliche Tapeten aus Papierbegrenzte Designs |
Naturtapeten | umweltfreundlichverleiht eine natürliche Ästhetik | empfindlich gegen Feuchtigkeit und Sonnenlichtmöglicherweise schwer zu reinigentendenziell teurer |
Fototapete | hochauflösende Bildereignen sich für die individuelle Raumgestaltung | eine Fototapete erfordert präzise Arbeitkann teurer sein |
Glasfasertapete | robust und langlebigfeuerbeständiggut zu reinigen | weniger dekorativetwas teurer in der Anschaffung nicht gut für das Raumklima schwer zu entsorgen |
Tapezieren: Diese Faktoren sollten Sie zusätzlich berücksichtigen
Verwendungszweck: Berücksichtigen Sie das Zimmer, in dem Sie tapezieren möchten und verschaffen Sie sich einen Überblick über die Bedürfnisse. Feuchträume wie Badezimmer sind grundsätzlich nicht so geeignet für Tapeten und wenn, dann sollte es welche sein, die feuchtigkeitsbeständig sind. Auch schalldämmende Eigenschaften können bei der Funktionalität eine Rolle spielen.
Stil: Wählen Sie eine Tapete, die zur vorhandenen Einrichtung passt und die Raumatmosphäre unterstützt. Bei der großen Auswahl im Fachhandel finden Sie sicher das Richtige.
Budget: Die Preise können ja nach Art, Design und Qualität stark variieren und ziemlich in die Höhe schnellen. Bedenken Sie auch: Wenn Sie das Tapezieren nicht selbst übernehmen, dann kommen die Kosten für die Anbringung dazu.

Tapezieren Kosten
Tapete bietet nicht nur ästhetische Vorteile, sondern auch die Gewissheit, dass die Renovierung reibungslos durchgeführt wird. Behalten Sie dabei auch die Kosten im Blick, denn fachgerechtes Tapezieren kann mitunter ins Geld gehen.
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Bildnachweis: artursfoto / istockphoto.com
Tipps für die Verarbeitung der einzelnen Tapetenarten
Tapetenart | Verarbeitungstipps |
Papiertapete | Verwenden Sie passenden Kleister und lassen Sie die Tapetenbahnen ausreichend einweichen. Seien Sie beim Anbringen vorsichtig, da Papiertapeten nicht reißfest sind. |
Raufasertapete | Verwenden Sie Wandkleister und achten Sie auch hier darauf, die Tapetenbahnen ausreichend einweichen zu lassen. Raufasertapeten sind nicht ideal zum Übertapezieren aufgrund ihrer Struktur. |
Vliestapete | Tragen Sie speziellen Vliestapetenkleister auf die Wand auf und kleben Sie die Vliestapete in das Kleisterbett ein. Vor dem Anbringen von hellen oder gemusterten Vliestapeten auf ungleichmäßigen oder dunklen Untergründen sollten Sie eine Streichgrundierung oder Tapetenunterlage verwenden. |
Glasfasertapete | Überlassen Sie eine Glasfasertapete besser einem Profi, da sowohl die feinen Glasfasern als auch die benötigten Spezialkleber gesundheitsschädlich sein können. Entfernen Sie alte Glasfasertapeten mit besonderen Schutzvorkehrungen und entsorgen Sie sie als Sonder- bzw. Mineralfasermüll auf einer Spezialdeponie. |
Textiltapete | Bei Gewirke- oder Gewebetapeten ist oft die Wandklebetechnik vorgesehen, während bei Kettfadenvarianten wie bei normalen Papiertapeten eingekleistert wird. Seien Sie beim Verarbeiten besonders vorsichtig, um möglichst wenig Kleister auf die empfindliche Oberfläche zu bekommen. Textiltapeten sollten weder überstrichen noch übertapeziert werden. |
Naturtapete | Beachten Sie bei der Verarbeitung und Pflege die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie bei Textiltapeten. Auch Naturtapeten sollten weder überstrichen noch übertapeziert werden. |
Fototapete | Bringen Sie Fototapeten so an, dass Ansätze und Übergänge unsichtbar sind, um ein stimmiges Gesamtbild zu erreichen. Nutzen Sie spezielle Wandkleber oder Klebefolien für Fototapeten mit selbstklebender Rückseite. |
Vinyltapete | Verwenden Sie speziellen Vinyltapetenkleister und tragen Sie ihn je nach Tapetenart entsprechend auf. Beachten Sie, dass Vinyltapeten Weichmacher enthalten können, die Gesundheitsrisiken darstellen, und verwenden Sie sie daher mit Vorsicht. Entfernen Sie alte Vinyltapeten achtsam, um Beschädigungen der Wand zu vermeiden. |
Fazit
Die verschiedenen Eigenschaften wie Feuchtigkeitsbeständigkeit, Reinigungsfreundlichkeit, Designvielfalt und Funktionalität ermöglichen es, die perfekte Tapetenart auszuwählen. Indem man Raum, Stil, Funktionalität und Budget sorgfältig abwägt, können Sie eine Tapete finden, die nicht nur ästhetisch ansprechend ist, sondern auch den Wohnraum funktional und komfortabel gestaltet. Die verschiedenen Tapetenarten wie Papiertapete, Fototapete oder Vliestapete bieten somit eine effektive Möglichkeit, Räume zu verschönern und ihnen eine persönliche Note zu verleihen.