Auch wenn sie heute seltener zum Einsatz kommen als noch vor einigen Jahrzehnten: Tapeten sind nach wie vor eine beliebte und kreative Möglichkeit, Räume individuell zu gestalten. Ob Naturmaterialien, Vlies, Papier, Vinyl oder moderne Digitaldrucke: Die Auswahl ist groß und die Ansprüche an Verarbeitung und Gestaltung ebenso. Hans Voß, gelernter Maler- und Lackierermeister, leitet das Berufsbildungs- & Technologiezentrum (BTZ) der Maler- und Lackierer-Innung Düsseldorf. Im Gespräch mit Maler.org erklärt er, welche Trends die Branche aktuell prägen, worauf es bei der Tapezierarbeit ankommt und wann handwerkliches Know-how dabei den Unterschied macht.
- Herr Voß, Tapeten haben den Ruf, etwas aus der Mode gekommen zu sein. Ist das noch gerechtfertigt oder welche Trends beobachten Sie aktuell in der Tapetengestaltung?
- Vor der Tapezierarbeit müssen einige Vorbereitungen getroffen werden, um ein langlebiges Ergebnis zu erzielen. Auf welche grundlegenden Aspekte muss man dabei genau achten?
- Müsste ich beim Tapezieren nicht auch auf die Raumtemperatur achten?
- Wie gehe ich vor, wenn sich nach dem Tapezieren Luftblasen unter der Tapete bilden?
- Wenn sich nach dem Tapezieren dennoch Falten oder Blasen bilden oder Nähte öffnen: Wie kann ich diese Fehler im Vorfeld vermeiden?
- Meinen Sie damit speziell selbstklebende Vliestapeten?
- Welche Tapetenarten sind das, bei denen ich mich auf jeden Fall an einen Profi wenden sollte?
- Es gibt häufig DIY-Projekte, bei denen Bäder tapeziert werden. Was ist bei der Verwendung von Tapeten in Feuchträumen zu beachten?
- Immer mehr Menschen legen Wert auf Wohngesundheit und Nachhaltigkeit. Worauf kann ich bei der Tapetenauswahl achten?
- Ist Lehmtapete sowas wie eine Flüssigtapete?
- Wenn wir schon bei Flüssigtapeten sind: Ist das überhaupt noch eine Tapete oder eher ein Putz?
- Viele entscheiden sich aus Kostengründen gegen einen Profi, weil sie mit Eigenleistung Geld sparen möchten. Warum lohnt es sich dennoch, einen Malermeister für die Tapezierarbeit zu beauftragen?
- Tapeten lassen sich relativ schwer entfernen. Wie geht man hier am besten vor?
- Es gibt die sogenannte Doppelschnitttechnik, wobei man eine beschädigte Stelle ausschneidet und mit einem Tapetenflicken ersetzt. Ist das empfehlenswert?
- Kann man Tapeten überhaupt reparieren oder ist ein Kompletttausch meistens sinnvoller?
- Wie lange hält denn eine Tapete im Durchschnitt?
- Fachkräftemangel ist ein großes Thema in der Handwerkerbranche: Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage im Maler- und Lackiererhandwerk?
- Ihr Bildungszentrum bietet eine spezielle Begabtenförderung an. Was genau steckt dahinter und welche Chancen eröffnet sie jungen Talenten?
- Warum würden Sie jungen Menschen heute empfehlen, den Maler- und Lackiererberuf zu ergreifen?

ÜBER UNSEREN EXPERTEN
Herr Hans Voß ist Leiter des Berufsbildungs- & Technologiezentrums (BTZ) der Maler- und Lackierer-Innung Düsseldorf sowie Mitglied des Meisterprüfungsausschusses und Dozent bei der Handwerkskammer Düsseldorf. Er engagiert sich seit vielen Jahren als Prüfer, Dozent und Mitglied in verschiedenen Fachgremien des Maler- und Lackierer Handwerks.
Herr Voß, Tapeten haben den Ruf, etwas aus der Mode gekommen zu sein. Ist das noch gerechtfertigt oder welche Trends beobachten Sie aktuell in der Tapetengestaltung?
Ich habe hochwertige Tapeten, die einen sagen Tapete und die anderen Wandbelag, sehr gerne verarbeitet. Das ist für mich schon immer ein sehr interessantes Produkt gewesen, denn es gibt viele Variationen. Die Vielzahl moderner Wandgestaltungstechniken, die im Laufe der Zeit auf den Markt gekommen sind, hat die Tapete allerdings etwas in den Hintergrund gedrängt. Heute gilt eine hochwertige Tapete eher als Schmuckstück für eine Wand. Häufig wird sie gezielt als Akzent eingesetzt, etwa in Kombination mit glatten, schlicht gestrichenen Flächen. Dass man im Privatbereich wie in den 70er bis 90er Jahren Räume noch komplett tapeziert, ist heute eher eine Seltenheit geworden.
Vor der Tapezierarbeit müssen einige Vorbereitungen getroffen werden, um ein langlebiges Ergebnis zu erzielen. Auf welche grundlegenden Aspekte muss man dabei genau achten?
Das ist pauschal schwer zu sagen. Es kommt dabei immer darauf an, was für einen Wandbelag ich habe. Je glatter, feiner und glänzender er ist, desto ordentlicher muss der Untergrund vorbereitet werden, sodass keine noch so kleinen Unebenheiten mehr vorhanden sind. Solche Unebenheiten zeichnen sich später durch die Tapete ab und werden sichtbar. Arbeite ich mit einer matten, stark strukturierten Tapete, muss der Untergrund nicht ganz so perfekt sein. Es kommt eben auf das Material an. Der Hersteller gibt in seinen Gebrauchshinweisen vor, was oder wie der Untergrund vorbereitet werden sollte und daran sollte man sich auch orientieren, damit man am Ende ein schönes Ergebnis hat.
Müsste ich beim Tapezieren nicht auch auf die Raumtemperatur achten?
Die Raumtemperatur spielt beim Tapezieren tatsächlich eine untergeordnete Rolle. Früher, als die Tapete ihren Höhepunkt erlebte, wurden Neubauten oft während der kalten Jahreszeit tapeziert, selbst wenn die Heizung noch nicht vollständig funktionierte. Wichtig ist jedoch, dass kein Durchzug herrscht – sonst können sich die Nähte öffnen, wie es früher bei Papiertapeten oft der Fall war. Tapezieren ist auch bei einer Raumtemperatur von 15 Grad möglich. Allerdings gilt: Je kälter und feuchter der Raum, desto länger dauert der Trocknungsprozess, da Kleister als wasserlösliches Material auf Wasserbasis basiert.
Wie gehe ich vor, wenn sich nach dem Tapezieren Luftblasen unter der Tapete bilden?
Das kommt darauf an, ob es sich um Papier- oder Vliestapeten handelt. Papiertapeten können beim Anbringen Blasen bilden, die sich beim Trocknen aber meist von selbst zurückziehen. Deshalb wartet man einen Tag ab, bis alles vollständig getrocknet ist. Sind danach noch Blasen da, kann man mit einer Spritze etwas Kleister hinter die Blase geben und die Stelle andrücken. Das funktioniert in der Regel gut.
Bei Vliestapeten hingegen bleiben Luftblasen, wenn sie einmal da sind. Diese ziehen sich nicht mehr von selbst zurück. Wenn Sie also eine Bahn beispielsweise nicht ordentlich mit der Andruckwalze fixiert haben, können Luftblasen entstehen. Hier kann man ebenfalls mit einer Nadel oder einem kleinen Schnitt Kleister hinter die Stelle bringen und diese wieder andrücken.
Aber auch hier gilt, dass je nach Tapetenart unsichtbare Korrekturen nicht immer möglich sind. Ein Fachmann kann Ihnen hierbei am besten sagen, ob diese Vorgehensweise bei Ihrer Tapetenart sinnvoll ist oder nicht.

Risse, Blasen oder abgeplatzte Stellen lassen sich meist unkompliziert ausbessern. Mit den richtigen Methoden gelingt eine fachgerechte Reparatur, die ein harmonisches Wandbild wiederherstellt.
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Wenn sich nach dem Tapezieren dennoch Falten oder Blasen bilden oder Nähte öffnen: Wie kann ich diese Fehler im Vorfeld vermeiden?
Das ist schwierig. Hier müssen wir stets von der Tapetenart ausgehen. Wir arbeiten heute zu 80 Prozent mit Vliestapeten, die ganz andere Eigenschaften besitzen als die herkömmlichen Papiertapeten von damals. Ich behaupte, dass die Vliestapete sich einfacher kleben lässt als früher die Papiertapete. Papiertapeten brauchen nämlich eine gewisse Weichzeit, daher kann ich hier mehr Fehler machen. Werden diese Vorgaben nicht eingehalten, können Blasen und Wellen entstehen, die sich später nicht mehr von selbst zurückziehen. Bei Vliestapeten ist dieses Problem nahezu ausgeschlossen, da sie sich deutlich einfacher und unkomplizierter verarbeiten lassen.
Meinen Sie damit speziell selbstklebende Vliestapeten?
Eher nicht. Vliestapeten werden einfach anders als eine Papiertapete verarbeitet. Die Papiertapete wird eingekleistert, zusammengefaltet und dann muss sie ein paar Minuten ruhen, damit sie eine gewisse Weichzeit hat, um sich sozusagen auszudehnen. Die Vliestapete kann im Wandklebeverfahren verarbeitet werden. Das bedeutet, ich trage den Kleber direkt auf die Wand auf und bette die Vliestapete in den Kleber ein, ganz ohne Weichzeit. Die Hersteller legen bewusst Wert darauf, dass das Anbringen von Tapeten für jeden leicht zu handhaben ist. Trotzdem gibt es noch sehr hochwertige Wandbeläge mit zum Beispiel Vliesträgern, die nicht einfach zu verarbeiten sind. Damit Tapeten fehlerfrei an die Wand gebracht werden, sind Fachleute gefragt.
Welche Tapetenarten sind das, bei denen ich mich auf jeden Fall an einen Profi wenden sollte?
Bei der Gestaltung moderner Räume, insbesondere mit hochwertigen Wandbelägen, die gezielt Akzente setzen sollen, ist fachliche Expertise unverzichtbar. Häufig sind die Wände in dezenten Tönen wie Weiß oder Hell gehalten, während eine ausgewählte Wand mit einer exklusiven Tapete gestaltet wird, um einen besonderen Blickfang zu schaffen. Da hochwertiges Tapetenmaterial oft eine größere Investition darstellt und ein perfektes Ergebnis entscheidend für die Optik ist, empfehle ich in solchen Fällen unbedingt, einen Fachmann zu beauftragen.

Vliestapete, Raufaser, Textil oder Glasfaser – jede Tapetenart bietet unterschiedliche Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten. Ein Überblick erleichtert die Auswahl des passenden Wandbelags.
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Es gibt häufig DIY-Projekte, bei denen Bäder tapeziert werden. Was ist bei der Verwendung von Tapeten in Feuchträumen zu beachten?
Grundsätzlich ist es möglich, Tapeten in Feuchträumen anzubringen, jedoch kommt es auf die richtige Ausführung und den Schutz der Tapete an. Dennoch würde ich persönlich von Tapeten in solchen Bereichen abraten. Früher war es üblich, Raufaser zu verwenden oder Glasfasertapeten mit Latexfarbe zu beschichten, um eine feuchtigkeitsundurchlässige Oberfläche zu schaffen. Allerdings führte dies oft zu Problemen, da die Feuchtigkeit nicht in die Wand eindringen konnte und sich stattdessen an der Oberfläche sammelte. Offenporige Tapeten bieten nur begrenzten Schutz und können Feuchtigkeit bis zu einem gewissen Grad aufnehmen. Bei hoher Luftfeuchtigkeit, wie sie etwa beim Duschen entsteht, stoßen sie jedoch schnell an ihre Grenzen. Heutzutage liegen fugenlose Bäder im Trend, und auch der Einsatz von Fliesen wird immer seltener – ähnlich wie der Einsatz von Tapeten in diesen Bereichen.
Immer mehr Menschen legen Wert auf Wohngesundheit und Nachhaltigkeit. Worauf kann ich bei der Tapetenauswahl achten?
Hier spielt die Eigenverantwortung der Hersteller eine wichtige Rolle, wobei inzwischen viele bestimmte Standards garantieren. Die Lehmtapete soll beispielsweise ein gutes Raumklima fördern. Dann gibt es Naturtapeten, die aus rein natürlichen Materialien bestehen. Diese Varianten gehen bereits alle in Richtung Nachhaltigkeit.
Andere Produkte wie Vinyl-, Vlies-, Foto-, oder Glasfasertapeten sowie Strukturtapeten bewegen sich davon eher etwas weg. Aber selbst da legen viele Tapetenhersteller heute großen Wert auf nachhaltige Produktionsprozesse. Es ist schlichtweg auch ein zentrales Thema für uns alle. Klimaschutz und Nachhaltigkeit beschäftigen die Menschen und wenn man ein Produkt entwickelt, das genau diese Themen aufgreift, bedient man automatisch auch die Kundenbedürfnisse.
Auch als Maler- oder Handwerksbetrieb ist es wichtig, sich darauf einzustellen. Wenn ich weiß, meine Kunden wünschen sich umweltfreundliche und gesunde Lösungen für ihre Innenräume, dann ist es sinnvoll, solche Produkte ins eigene Portfolio aufzunehmen. Die Nachfrage nach solchen Lösungen wird auch immer größer. Als selbständiger Malermeister kann ich heute gar nicht mehr auf solche Produkte verzichten.
Ist Lehmtapete sowas wie eine Flüssigtapete?
Nein, eine Lehmtapete besteht in der Regel aus einem Vliesträger mit einem Lehmdruck. Diese Tapeten sind atmungsaktiv und sollen zu einem besseren Raumklima beitragen. Die Hersteller lassen sich hier einiges einfallen, um Tapete als Gestaltungselement wieder attraktiver zu machen.
Wenn wir schon bei Flüssigtapeten sind: Ist das überhaupt noch eine Tapete oder eher ein Putz?
Ich selbst habe bisher noch keine Flüssigtapete verarbeitet. Ich kann mir aber vorstellen, dass der Vorteil vor allem im nahtlosen Auftrag und der guten Ausbesserung liegt. Klassische Tapeten werden in Bahnen geklebt und bei manchen wie zum Beispiel bei Naturprodukten sieht man leicht die Übergänge.

Flüssigtapete – auch Baumwollputz genannt – verwandelt Wände dank natürlicher Fasern, spürbarer Schalldämmung, wohliger Wärmespeicherung und grenzenloser Designfreiheit in stilvolle Wohlfühl-Oasen – lesen Sie hier mehr!
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Viele entscheiden sich aus Kostengründen gegen einen Profi, weil sie mit Eigenleistung Geld sparen möchten. Warum lohnt es sich dennoch, einen Malermeister für die Tapezierarbeit zu beauftragen?
Das kommt immer auf den Einzelfall an. Es gibt Kunden, denen sind Qualität, Design und Raumgestaltung tatsächlich einfach nicht besonders wichtig. Dann ist es nachvollziehbar, wenn sie auf einen Profi verzichten. Wenn ich einen Malermeister beauftrage, sollte die Dienstleistung schon vor Ort mit der Beratung beginnen. Dabei wird zusammen mit dem Kunden überlegt, was zum Raum passt und welche gestalterischen Möglichkeiten es gibt. Der Kunde weiß aufgrund der Vielzahl an Produkten gar nicht, was heute alles machbar ist. Im Baumarkt gibt es nur eine sehr reduzierte Standardpalette, die qualitativ mit dem, was ein Fachbetrieb bieten kann, nicht vergleichbar ist.
Ein Malermeister kann aus einem Raum viel mehr herausholen. Die Frage ist also: Will der Kunde das überhaupt? Wenn jemand Wert auf ein stimmiges Gesamtbild legt, auf kreative Impulse und saubere Ausführung, dann ist er auch bereit, in professionelle Arbeit zu investieren.
Eine gute Beratung ist da das A und O. Die Aufgabe des Malermeisters ist es zu zeigen, was möglich ist, das gehört auch zur Eigenwerbung mit dazu. Wenn ich zum Beispiel eine Wohnung gemeinsam mit dem Kunden plane und dieser vom Endergebnis begeistert ist, dann habe ich nicht nur einen zufriedenen Auftraggeber, sondern im besten Fall gleich den nächsten, denn jeder, der diese Wohnung sieht, fragt sich vielleicht: Wer hat das gemacht? Natürlich ist das Ganze immer typabhängig. Manche Kunden wollen das volle Programm und sind bereit, dafür auch etwas mehr zu bezahlen. Andere wiederum möchten nur das Nötigste.
Tapeten lassen sich relativ schwer entfernen. Wie geht man hier am besten vor?
Es gibt nicht die eine Methode, die immer funktioniert. Tapetenart, Untergrund sowie Kleister/Kleber spielen dabei eine Rolle. Anders als Papiertapeten, die schnell reißen, lassen sich moderne Vliestapeten in der Regel besser abziehen, weil sie formstabil sind. Es können allerdings trotzdem Rückstände an der Wand bleiben, das hängt immer vom Einzelfall ab.
Entscheidend ist, auf welchem Untergrund die Tapete verklebt wurde. Gehen wir mal vom Härtefall aus: Eine Rigipswand wurde nicht grundiert, darauf wurde Raufaser geklebt. Dabei verbindet sich die Tapete so stark mit dem Papierträger des Rigips, dass eine Verbindung entsteht, die sich kaum noch lösen lässt. In solchen Fällen hilft oft nur noch drüber zu spachteln. Das habe ich in der Praxis schon sehr oft erlebt.
Es gibt zudem Hilfsmittel wie die Nadelwalze. Die Tapete wird zuerst gelocht und dann befeuchtet, damit die Feuchtigkeit besser eindringen kann. Der Kleister ist reversibel, er löst sich also mit Wasser. Zusätzlich gibt es spezielle Tapetenlöser. Das ist eine Flüssigkeit, die man dem Wasser beisetzt, um die Tapete leichter von der Wand zu trennen.

Vor dem Tapezieren müssen Sie zunächst die alte Tapete entfernen. Was einfach klingt, verkommt oftmals zu einem stundenlangen Ablösen kleiner Fetzen. Lesen Sie hier, wie Sie sich viel Zeit und Nerven sparen.
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Es gibt die sogenannte Doppelschnitttechnik, wobei man eine beschädigte Stelle ausschneidet und mit einem Tapetenflicken ersetzt. Ist das empfehlenswert?
Nicht wirklich und ich erkläre Ihnen gern, warum: Stellen Sie sich vor, Sie haben seit mehreren Jahren eine Tapete an Ihren Wänden. Diese wird versehentlich beschädigt und ein kleines Stück muss ausgetauscht werden. Sie schneiden zum Beispiel eine 10 x 10 Zentimeter große Stelle heraus und setzen ein Ersatzstück aus einer alten Restrolle ein, die Sie noch im Keller haben. Doch im Laufe der Jahre können selbst bei lichtechten Tapeten Farbunterschiede auftreten. Zudem erfordert das Herausschneiden der beschädigten Stelle Präzision, um Bruchkanten zu vermeiden. Selbst wenn das gelingt, wird der Flicken in den meisten Fällen sichtbar bleiben.
Bei überstreichbaren Tapeten lässt sich die Stelle durch Nachstreichen kaschieren, jedoch können auch hier Schnittkanten auffallen. Besonders schwierig wird es bei Textiltapeten: Diese besitzen Kettfäden, die ein unauffälliges Austauschen nahezu unmöglich machen. Selbst Fachleute können nicht immer gewährleisten, dass ein Flicken unsichtbar bleibt. Grundsätzlich ist diese Vorgehensweise daher weder üblich noch empfehlenswert.
Kann man Tapeten überhaupt reparieren oder ist ein Kompletttausch meistens sinnvoller?
Es kommt aufs Alter der Tapete an. Zwei Bahnen nach ein paar Jahren abzureißen und neue einzusetzen, das macht man in der Regel auch nicht. Wandbeläge auszubessern ist grundsätzlich schwierig. Ein bisschen tricksen kann man immer, aber es ist nicht einfach.
Wie lange hält denn eine Tapete im Durchschnitt?
Das hängt stark von der Nutzung ab. Wenn Sie eine helle Tapete haben und im Raum wird regelmäßig geraucht, was heutzutage ja eher unüblich ist, dann haben Sie nicht lange Freude daran. Nikotin hinterlässt Farb- und Geruchsspuren. Wird ein Raum jedoch normal genutzt, kann eine Tapete gut und gerne zehn Jahre halten.
Fachkräftemangel ist ein großes Thema in der Handwerkerbranche: Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage im Maler- und Lackiererhandwerk?
Als Leiter des Bildungszentrums engagiere ich mich stark für die Nachwuchsförderung. Wir haben auch eine eigene Imagekampagne gestartet, um den Beruf attraktiver zu machen. Aber die Akademisierung nimmt zu, alle wollen Abitur machen und studieren. Auch viele Eltern leiten ihre Kinder bei der Berufswahl und Handwerk hat da nicht mehr den Stellenwert wie früher. Und dann kommt noch der demografische Wandel hinzu. Das sind Faktoren, die unserem Handwerk richtig wehtun.
Von den Jugendlichen, die sich dann für das Handwerk interessieren, entscheiden sich dann viele für technisch orientierte Berufe. Zwar haben wir seit einigen Jahren stabile Zahlen, aber die Tendenz ist rückläufig.
Ihr Bildungszentrum bietet eine spezielle Begabtenförderung an. Was genau steckt dahinter und welche Chancen eröffnet sie jungen Talenten?
Wir bilden Maler und Lackierer, Schilder- und Lichtreklamehersteller sowie Fahrzeuglackierer aus. In den überbetrieblichen Lehrgängen suchen wir gezielt nach Spitzenkräften, von denen wir glauben, dass sie später die Meisterschule besuchen oder sich selbstständig machen. Diese jungen Talente fördern wir ganz gezielt, nicht nur die praktischen Leistungen, sondern auch das Sozialverhalten.
Zwölf Teilnehmer arbeiten innerhalb von zwei Wochen Projekte aus, die sie dann im Anschluss vor Publikum präsentieren. Dabei müssen sie entwerfen, gestalten, umsetzen und das im hochwertigen Segment. Die Ergebnisse sind jedes Mal beeindruckend.
Warum würden Sie jungen Menschen heute empfehlen, den Maler- und Lackiererberuf zu ergreifen?
Ich sage immer, wenn ich selbst für Nachwuchs werbe und das kann ich auch nur so betonen, weil ich selbst Malermeister bin: Es ist ein sehr, sehr interessanter Beruf mit vielen Facetten und Möglichkeiten. Der Maler ist der Letzte auf der Baustelle und sieht das fertige Gesamtwerk. Das Schöne ist auch, das Strahlen des Kunden zu sehen, wenn alles fertig ist.
Die Perspektiven im Malerhandwerk sind vielversprechend, denn viele Betriebsinhaber suchen Nachfolger. Ich kann nur empfehlen, die Ausbildung zu machen und sich weiterzubilden bis hin zum Meister. Die Ausgangslage war noch nie so gut wie heute, es ist alles möglich. Ich glaube fest daran, dass das Handwerk wieder an Bedeutung gewinnt. Immer mehr Menschen erkennen nämlich: Es ist gar nicht so leicht, überhaupt noch einen guten Handwerker zu finden und die Nachfrage ist da. Und wie heißt es so schön? Handwerk hat goldenen Boden und ich bin überzeugt, dass das in den kommenden Jahren wieder deutlich spürbar werden wird, auch in Bezug auf das Image und die Verdienstmöglichkeiten. Das ist meine Devise, an die ich glaube.