Mineralwolle, Styropor, Schafwolle – die Auswahl an Dämmstoffen ist mittlerweile groß geworden. Aber warum Ihr Zuhause nicht mit alten Zeitungen dämmen? Denn um nichts anderes handelt es sich beim ökologischen Naturdämmstoff Zellulose. Wie die Herstellung abläuft, welche Vor- und Nachteile Zellulosedämmstoff hat und mit welchen Preisen Sie rechnen sollten, erfahren Sie nachfolgend.
Alles auf einen Blick:
- Zellulose ist ein Naturdämmstoff, der aus Papier hergestellt wird. Bei der Herstellung werden die Papierschnipsel ausgefasert und bekommen so eine dreidimensionale, flockenartige Struktur.
- Zellulosedämmung kann entweder als Einblasdämmung mit losen Flocken erfolgen oder in Form von Matten, die zwischen die Balken des Daches geklemmt werden. Seltener wird der Dämmstoff als Pellets aufgeschüttet oder als feuchte, klebrige Masse aufgesprüht.
- Da Zelluloseflocken leicht brennbar sind, werden ihnen Borsalze untergemischt. Dadurch verbessert sich zwar der Brandschutz, bei den Baustoffklassen reicht es für den jetzt normal brennbaren Stoff trotzdem nur für Klasse B2.
- Zudem muss Zellulosedämmstoff sorgsam vor Feuchtigkeit geschützt werden.
- Trotz dieser beiden Nachteile bringt Zellulose eine Menge Vorteile mit wie sehr gute Wärmedämmung und Schalldämmung, einen günstigen Preis, eine Resistenz gegen Schimmel und Ungeziefer sowie einen sehr guten Hitzeschutz im Sommer.
- Der Preis richtet sich danach, ob Sie sich für Flocken, Pellets oder Matten entscheiden. Kostentechnisch gehört der Dämmstoff aus Altpapier zu den preiswerten Naturdämmstoffen.
Herstellung und Verwendung
Dämmstoff aus Zellulose gehört, neben anderen Materialien wie Schafwolle, Hanf oder Holzfaser, zu den nachwachsenden Rohstoffen.
Was ist Zellulosedämmung?
Zellulosedämmung wird aus Papier, in der Regel Recycling-Altpapier, hergestellt. Sie besteht also größtenteils aus pflanzlichen Fasern. In der Natur bildet Zellulose die Zellwände einer Pflanze und sorgt damit für deren Statik und Stabilität.
Bei der Herstellung dieses Dämmstoffs wird Altpapier zuerst zerkleinert und anschließend ausgefasert. Dadurch ändert sich die Struktur des Materials: Aus den flachen Papierschnipseln werden voluminöse, dreidimensionale Flocken. In diesem Zustand ist der Dämmstoff jedoch leicht entflammbar. Daher werden den Flocken Borsalze untergemischt. Dadurch ist der Dämmstoff „nur“ noch normal entflammbar (Baustoffklasse B2). Außerdem sorgt dieser Zusatzstoff dafür, das Dämmmaterial vor Schimmelbefall zu schützen. Andere Hersteller setzen statt auf Borsalze auf Ersatzstoffe wie Ammoniumsalze oder Aluminiumsalze.
Wie sind die Dämmwerte?
Dämmstoffe müssen bestimmte, messbare Eigenschaften erfüllen. Das macht es leichter, die verschiedenen Dämmstoffe miteinander zu vergleichen.
Herr Dr. Hans-Joachim Riechers – Hauptgeschäftsführer Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel e.V.
Um den Dämmstoff Zellulose besser einzuschätzen, sehen Sie nachfolgend einen Vergleich mit zwei anderen bekannten, gern genutzten Dämmstoffen:
Dämmwert | Zellulose | Styropor (EPS) | Glaswolle |
---|---|---|---|
Wärmeleitfähigkeit in W/(mK) | 0,040 – 0,045 | 0,033 – 0,035 | 0,035 – 0,040 |
Rohdichte in kg/m³ | 30 – 60 | 15 – 30 | 20 – 150 |
Wärmekapazität in J/(kgK) | ca. 2.200 | ca. 1.450 | 840 – 1.000 |
Diffusionswiderstand | 1-2 | 1-2 | 1-2 |
Primärenergiebedarf in (kWh)/m³ | 70 – 100 | 200 – 760 | 250 – 500 |
Zur Erklärung:
Wärmeleitfähigkeit:
Je geringer, desto besser die Wärmedämmung.
Wärmemenge, die ein Bauteil mit 1 Meter Dicke bei einem Temperaturunterschied von 1 Kelvin zwischen innen und außen in 1 Sekunde durchquert.
Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert):
Je geringer, desto besser die Wärmedämmung.
Wärmemenge, die ein Bauteil mit einer Fläche von 1 Quadratmeter bei einem Temperaturunterschied von 1 Kelvin zwischen innen und außen in 1 Sekunde durchquert. Je niedriger der Wert, desto besser die Wärmedämmung. Laut Energieeinsparverordnung (EnEV) darf der Wert nicht höher sein als 0,24 Watt pro Quadratmeter und Kelvin. (Der U-Wert ist in obiger Tabelle nicht aufgeführt, da er von der Dicke der Dämmung abhängt. Um den maximal zulässigen Wert von 0,24 Watt pro Quadratmeter und Kelvin nicht zu überschreiten, sind bei verschiedenen Dämmstoffen unterschiedlich breite Dämmungen nötig.)
Rohdichte:
Je geringer, desto besser die Wärmedämmung.
Masse des Materials pro Volumen. Je niedriger die Rohdichte ist, desto größer ist das Hohlraumvolumen. Dadurch vermindert sich die Wärmeleitfähigkeit, was wiederum eine bessere Wärmedämmung bedeutet.
Wärmekapazität:
Je höher, desto besser die Wärmedämmung.
Die benötigte Wärmeenergie, um 1 Kilogramm des Dämmstoffs um 1 Kelvin zu erwärmen. Je höher die spezifische Wärmekapazität eines Baustoffs ist, desto langsamer erwärmt er sich.
Wasserdampf-Diffusionswiderstand:
Je kleiner, desto leichter durchdringt Feuchtigkeit das Dämmmaterial.
Sagt aus, wie sehr ein Baustoff einen Wasserdampf-Ausgleich behindert. Dieser Ausgleich ist nötig, damit feuchte Bauteile trocknen können, verursacht dabei aber gleichzeitig die Durchfeuchtung des wasserdampfaufnehmenden Stoffs.
Primärenergiebedarf:
Je niedriger, desto ökologischer und nachhaltiger gilt ein Baustoff.
Die Energie, die nötig ist, um einen Baustoff herzustellen. Dabei ist auch die Beschaffung der Inhaltsstoffe eingerechnet. Oft werden unterschiedliche Berechnungsgrundlagen angewandt, wodurch sich für ein und denselben Baustoff unterschiedliche Werte ergeben.
Wie wird Zellulose angebracht?
Eine Zellulosedämmung kann auf vier verschiedene Arten eingebaut werden. Am populärsten ist die Einblasdämmung, bei der die Zelluloseflocken maschinell in Hohlräume hintern den Wänden geblasen werden.
Form | Dämmung |
---|---|
Lose Flocken zum Einblasen | Wände, Böden, Decken, Dach |
Lose Pellets zum Aufschütten | Böden, Decken |
Zellulosemasse zum Aufsprühen | Wände, Kellerdecke |
Platten und Matten zum Klemmen | Dach |
Am häufigsten kommen lose Zelluloseflocken zum Einsatz. Mit Hilfe einer Luftdruckmaschine wird das Material in Hohlräume geblasen. Fachleute sprechen hierbei auch von einer Einblasdämmung. Allerdings kann dabei sehr viel, für die Atemwege schädlicher Feinstaub entstehen. Den Einbau sollten Sie daher auf jeden Fall einem erfahrenen Fachmann überlassen.
Pellets sind ausschließlich für die Dämmung von Böden beziehungsweise Geschossdecken geeignet. Sie werden auch nicht maschinell eingebracht, sondern per Hand. Bei Pellets unterscheiden Hersteller zwischen belastbarer und nicht belastbarer Dämmung.
Zellulosedämmung im Feuchtsprühverfahren macht sich den dämmstoffeigenen Klebstoff Lignin zunutze. Dieser wird aktiv, sobald das Material feucht wird. Das Material wird dann Lage für Lage von unten auf die Kellerdecke oder auf Wände aufgetragen. Diese Dämmform ist gut geeignet für runde oder historisch geformte Wände, die möglichst erhalten bleiben sollen.
Platten und Matten finden oft bei der Dämmung des Daches ihre Anwendung. Die losen Flocken werden zunächst mit Wasserdampf behandelt und dann in Form gepresst. Sie sind zwar nicht belastbar, aber dafür sehr flexibel. Ähnlich wie Dämmplatten aus Mineralwolle werden solche Platten und Matten zwischen die Dachsparren geklemmt. Fachleute sprechen bei dieser Form der Montage oft von Klemmfilz.

Wo wird Zellulose als Dämmung genutzt?
Zelluloseflocken haben beim Einbau einen entscheidenden Vorteil. Diese können durch wenige Wandöffnungen in den dahinter liegenden Hohlraum eingeblasen werden. Das Material verteilt sich dabei schnell und gleichmäßig. Das nachträgliche Einbringen von Material ist bei keinem anderen Dämmstoff so sorgfältig und unkompliziert möglich wie mit Zellulosedämmstoff. Es wird daher bevorzugt für Altbauten herangenommen oder für nachträglich zu dämmende Wände.
Zellulosedämmung im Feuchtsprühverfahren ist besonders gut für gebogene und historische Wände geeignet, deren Form unbedingt erhalten werden soll.
Bei allen Bauherren, die möglichst auf natürliche, ökologische Baustoffe setzen, ist Zellulosedämmung als Dämmmaterial besonders interessant. Der Primärenergieinhalt, also die Energie, die für die Herstellung benötigt wird, ist verhältnismäßig gering.
Vorteile und Nachteile
Die speziellen Eigenschaften der Zellulosedämmung bringen bestimmte Vorteile und Nachteile mit sich.
Welche Vorteile und Nachteile hat Zellulose?
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Sehr guter Schallschutz | Brennbar (Baustoffklasse B2) |
Resistenz gegen Schimmel und Ungeziefer | Feinstaub beim Einbau von Zelluloseflocken |
Gute Dämmwirkung | Ungeeignet für Kerndämmung |
Geringe Dämmdicke | Problematisch bei Feuchtigkeit |
Guter Hitzeschutz im Sommer | Als Fassadendämmung nur bei Holzrahmenbau |
Preiswert | |
Kein Verschnitt | |
Schnelle und sorgfältige Verarbeitung |
Wie hoch ist die Brandgefahr bei Zellulosedämmung?
Zellulosedämmung besteht zum Großteil aus recyceltem Altpapier. Dadurch ist es zunächst leicht brennbar und benötigt einen extra Brandschutz. Dafür werden den Zelluloseflocken Borsalze, seltener auch Ammoniumsalze oder Aluminiumsalze, beigemengt.
Es ist dadurch zwar nicht mehr so leicht brennbar, hinkt beim Thema Brandschutz anderen Dämmstoffen dennoch hinterher. Während Zellulosedämmung der Baustoffklasse B2 entspricht und damit als normal brennbar gilt, ist Styropor (ESP) schwer entflammbar, Glaswolle, Steinwolle und Schaumglas sogar gar nicht brennbar.
Preise
Die Preise für Naturdämmstoffe liegen meist deutlich über den Kosten für konventionelle Dämmstoffe. Zellulose ist unter den Naturdämmstoffen jedoch eines der günstigsten Produkte und somit preislich auf einem ähnlichen Niveau wie Mineralwolle, Styropor und Co.
Wie viel kostet Zellulosedämmung?
Wie viel eine Zellulosedämmung kostet, hängt stark von der Form ab, also Flocken, Pellets oder Platten.
- Zelluloseflocken werden meist in Säcken zwischen 10 und 15 Kilogramm verkauft. Der Kilopreis bewegt sich dabei zwischen 0,90 und 1,30 Euro. Die Rohdichte des jeweiligen Produkts gibt Ihnen darüber Info, wie viel Kilogramm Sie pro Kubikmeter benötigen und somit, wie hoch die Kosten pro Kubikmeter ausfallen. Rechnen Sie hierbei mit reinen Materialkosten zwischen 50 und 80 Euro. Hinzu kommen die Kosten für die Einblasdämmung. Diese liegen pro Kubikmeter zwischen 10 und 15 Euro.
- Zellulosepellets liegen, wie Zelluloseflocken, preislich zwischen 1,00 und 1,10 Euro pro Kilogramm. Die benötigte Menge und damit der Endpreis hängen von der geplanten Schüttmenge ab. Da Pellets, anders als Flocken, nicht maschinell, sondern per Hand verteilt werden, können Sie die Aufschüttung unter Umständen auch selbst durchführen und sparen sich zusätzliche Handwerkerkosten.
- Platten und Matten liegen kostentechnisch meist bei 50 Euro pro Quadratmeter. Sie sind damit verhältnismäßig günstig und können, ähnlich wie Klemmfilz-Matten aus Mineralwolle, einfach zwischen die Dachsparren geklemmt werden. Auch diese Arbeit können geübte Heimwerker selbst übernehmen und so Handwerkerkosten sparen.

Über unseren Experten
Herr Dr. Hans-Joachim Riechers ist Hauptgeschäftsführer des VDPM, dem Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel e.V. Der Verband repräsentiert die führenden Hersteller von Fassadendämmsystemen, Außen- und Innenputzen, Mauermörtel und Estrich.
» Zum Dämmstoff Experten-Interview
Bildnachweis: Simone M. Neumann/VDPM
Fazit
Zellulosedämmstoff wird aus Altpapier hergestellt und besteht dadurch vor allem aus pflanzlichen Fasern. Er zählt daher zu den nachwachsenden und ökologischen Dämmstoffen. Bei der Herstellung entstehen voluminöse Zelluloseflocken, die anschließend lose als Einblasdämmung, als Pellets oder zu Matten gepresst eingebaut werden.
Dämmstoffe aus Zellulose bieten einen sehr guten Wärme- und Schallschutz. Die Beimengung von Borsalzen während der Herstellung verhindert, dass sich später Schimmel bilden kann. Zudem gilt der Naturdämmstoff als resistent gegen Ungeziefer und als hervorragender Hitzeschutz im Sommer. Allerdings hinkt dieser Dämmstoff beim Thema Brandschutz hinterher. Außerdem darf Zellulosedämmung nicht feucht werden und muss daher vollständig von Bauteilen umgeben sein, die Feuchtigkeit abhalten.
Kostentechnisch liegt diese Art der Dämmung auf einem Niveau mit konventionellen Dämmstoffen. Unter den Naturdämmstoffen ist sie mit am günstigsten.