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Fassadengestaltung & Fassadenarbeiten

Aerogel Dämmung: Vorteile, Dämmwerte, Anwendung & Kosten

Kathrina Haunfelder
Verfasst von Kathrina Haunfelder
Zuletzt aktualisiert: 06. Juni 2025
Lesedauer: 18 Minuten
© Zigmunds Dizgalvis / istockphoto.com

Aerogel gilt als das leichteste feste Material der Welt und zugleich als einer der leistungsfähigsten Dämmstoffe, die derzeit verfügbar sind. Mit seiner extrem niedrigen Dichte und einer herausragenden Wärmedämmleistung eröffnet es neue Möglichkeiten für anspruchsvolle Bauprojekte. Ursprünglich für die Raumfahrt entwickelt, wird Aerogel heute zunehmend als Hochleistungsdämmung im Bauwesen eingesetzt und zwar überall dort, wo hohe Dämmwirkung bei begrenzten Platz gefragt ist. Besonders bei sensiblen Bestandsgebäuden, engen Hohlräumen oder komplexen architektonischen Details erweist sich das Material als technisch vorteilhafte Lösung. Die außergewöhnlichen Eigenschaften des Materials haben allerdings ihren Preis: Aerogel-Dämmstoffe gehören zu den kostenintensiveren Varianten. Setzen Sie sich daher im Vorfeld genau mit den Vorteilen und Nachteilen von Aerogel auseinander, um festzustellen, ob sich das Preis-Leistungs-Verhältnis für Ihr Bauvorhaben tatsächlich lohnt.

Alles auf einen Blick:

  • Aerogel besteht zu über 90 Prozent aus Luft und weist eine extrem geringe Dichte sowie eine sehr niedrige Wärmeleitfähigkeit auf.
  • Diese Hochleistungsdämmung ist vielseitig einsetzbar und wird speziell bei Bauprojekte eingesetzt, wo nur wenig Raum für die Wärmedämmung zur Verfügung steht. 
  • Aerogel-Dämmung ist als Dämmplatte, Wärmedämmputz, Granulat oder Vlies erhältlich. 
  • Es gibt zwei Materialarten: Silikat- und Polymer-Aerogele, die sich in Struktur, Verarbeitung und Anwendungseigenschaften unterscheiden. 
  • Im Vergleich zu herkömmlichen Dämmstoffen ist Aerogel deutlich teurer und für großflächige Standardprojekte meist nicht wirtschaftlich.

Was ist Aerogel?

Aerogel ist ein hochporöses, synthetisch hergestelltes Feststoffmaterial, das zu über 90 Prozent aus eingeschlossener Luft besteht. Die Herstellung erfolgt, indem die Flüssigkeit aus einem speziellen Gel entfernt wird – ein Prozess, der über das sogenannte überkritische Trocknen abläuft. Dabei bleibt die feste Struktur erhalten und es entsteht ein extrem leichtes, oft milchig-transparentes Material mit bemerkenswert niedriger Dichte. Mit weniger als 100 Kilogramm pro Kubikmeter wiegt Aerogel deutlich weniger als konventionelle Dämmstoffe und übertrifft diese gleichzeitig bei der Dämmleistung. Die Struktur des Materials besteht aus einem dreidimensionalen Netzwerk mit Nanoporen. Diese winzigen Poren verleihen dem Aerogel seine außergewöhnlichen thermischen und physikalischen Dämmeigenschaften. 

Warum gilt Aerogel als innovatives Dämmmaterial?

Der entscheidende Vorteil von Aerogel liegt in seiner extrem niedrigen Wärmeleitfähigkeit, wobei diese typischerweise zwischen 0,013 und 0,022 W/(m·K) liegt. Damit erreicht Aerogel Dämmwerte, die selbst hochwertige Dämmstoffe wie Mineralwolle oder expandiertes Polystyrol (EPS) übertreffen. Besonders in der Altbausanierung ist das ein Pluspunkt: Bereits wenige Zentimeter Aerogel-Dämmung reichen aus, um Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Werte) zu erzielen, für die herkömmliche Dämmstoffe deutlich mehr Platz und Material benötigen würden. Aerogel kann je nach Verarbeitung als 

  • Granulat, 
  • Wärmedämmputz, 
  • Vlies oder 
  • als Dämmplatten 

zur Wärmedämmung eingesetzt werden.

EXPERTENZITAT:
Aerogel ist ein Material, das aus speziellen, gelartigen Kügelchen besteht und als Dämmung oder Putz eingesetzt werden kann. [..] Es handelt sich um einen Hochleistungsdämmstoff, der bereits in geringen Dicken eine hervorragende Dämmleistung von 0,022 W/(mK) und niedriger aufweist. Zum Vergleich: Styropor erreicht lediglich einen Wärmeleitwert von 0,032 W/(mK). Allerdings ist der Preis für Aerogel-Dämmstoffe natürlich auch höher, denn nur weil ein Dämmstoff dünner ist, bedeutet das nicht automatisch, dass er günstiger ist.
Jörg Ottemeier – Vorstandsmitglied Bundesverband Ausbau & Fassade e.V.

Für welche Anwendungen ist Aerogel besonders geeignet?

Aerogel kommt überall dort zum Einsatz, wo herkömmliche Dämmstoffe an ihre Grenzen stoßen und sei es wegen begrenztem Platz, baulichen Anforderungen oder gestalterischer Sensibilität. Typische Anwendungsbereiche sind:

  • Altbauten mit schmalen Wandaufbauten
  • denkmalgeschützte Gebäude
  • Fassadensanierung bei komplexen oder sensiblen Oberflächen

Auch bei architektonisch anspruchsvollen Details wie Fensterlaibungen, Erkern oder unregelmäßigen Wandstrukturen spielt Aerogel seine Stärken aus. In Neubauten wird der Dämmstoff in der Regel gezielt und punktuell eingesetzt, um in erster Linie Wärmebrücken zu vermeiden. Auch in Gebäuden mit sensiblen Bauteilen, zum Beispiel in Holzfachwerkhäusern oder bei gemauerten Gewölben, ist diese Hochleistungsdämmung durch seine geringe Feuchtebelastung besonders vorteilhaft.

Wo wird Aerogel außerhalb des Bauwesens eingesetzt?

Aerogel kommt nicht nur im Bauwesen zum Tragen. Zuvor hat sich das Material in der Fahrzeugtechnik und vor allem in der Raumfahrt bewährt. So wurde es beispielsweise bei der NASA-Mission Stardust eingesetzt, um Partikel aus dem All einzufangen. Ein eindrucksvolles Beispiel für die außergewöhnliche Temperatur- und Druckbeständigkeit dieses Werkstoffs. In industriellen Bereichen wird Aerogel unter anderem zur Isolierung von Rohrleitungen verwendet, bei denen große Temperaturschwankungen auftreten. Dank seiner Temperaturbeständigkeit, bis zu 600 Grad Celsius bei Silikat-Aerogelen, und der extrem niedrigen Wärmeleitfähigkeit eignet es sich auch für spezialisierte technische Anwendungen, wie etwa in folgenden Bereichen:

  • Kryo- und Hochtemperaturtechnik
  • thermisches Management mobiler Energiespeicher (z. B. bei Batteriegehäusen)
  • lichtdurchlässige Dämmung für energieeffiziente Verglasungen in Passivhäusern
  • Mikroelektronik, Sensorik und Robotik
  • Umwelttechnik

Durch diese vielseitigen Eigenschaften hat sich Aerogel zum Schlüsselmaterial für innovative Lösungen in besonders anspruchsvollen Umgebungen entwickelt.



Warum ist Aerogel so leicht und gleichzeitig so dämmstark?

Diese Hochleistungsdämmung besteht zu über 90 Prozent aus Luft, die in ein extrem feines Feststoffnetzwerk eingebettet ist. Die Poren sind kleiner als 100 Nanometer, also so winzig, dass sie Luftbewegungen effektiv verhindern und auch die Übertragung von Wärmestrahlung stark reduzieren. Wärmeleitung, Konvektion und Strahlung werden dadurch nahezu vollständig unterbunden. Trotz dieser dichten Struktur bleibt Aerogel diffusionsoffen, denn es kann Feuchtigkeit regulieren, ohne sie aufzunehmen oder zu speichern. Diese Kombination aus extrem geringem Materialeinsatz und hoher Dämmleistung macht Aerogel zurzeit zum effizientesten bekannten Dämmstoff, insbesondere für anspruchsvolle Bauanwendungen. Aufgrund des geringen Feststoffanteils trägt dieses Material zudem auch zu einer hervorragenden Schalldämmung bei. 

Wie dick muss Aerogel aufgetragen werden, um GEG-Standards zu erfüllen?

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) definiert Zielwerte für den Wärmeschutz. Für Außenwände gilt etwa ein U-Wert von maximal 0,24 W/m²K. Aufgrund der extrem niedrigen Wärmeleitfähigkeit von Aerogel können diese Vorgaben bereits mit einer Dämmschicht von rund drei bis fünf Zentimetern erfüllt oder sogar unterschritten werden. Zum Vergleich: Konventionelle Dämmstoffe benötigen hierfür meist 10 bis 15 Zentimeter Dicke. Die konkrete Dicke hängt jedoch vom eingesetzten Produkt (Putz, Platte, Matte) und vom Wandaufbau ab.

Wie wird Aerogel hergestellt?

Die Herstellung von dieses Hochleistungsdämmstoffes ist ein komplexes, mehrstufiges Verfahren, das präzise chemische Reaktionen und kontrollierte Trocknungsschritte erfordert, um die charakteristische poröse Struktur zu erhalten. Der Prozess läuft im Grunde folgendermaßen ab:

  1. Gelierung: Im ersten Schritt wird eine Gellösung hergestellt, meist auf Basis von Kieselsäure (für Silikat-Aerogele) oder organischen Polymeren (für Polymer-Aerogele). Durch eine chemische Reaktion bildet sich ein feines Netzwerk aus Feststoffen, das mit Flüssigkeit, in der Regel Wasser, durchsetzt ist. Das dabei entstandene Gel erinnert in Konsistenz und Aussehen an einen festen Wackelpudding und besteht zu über 90 Prozent aus Flüssigkeit.
  2. Lösungsmittelaustausch und Stabilisierung: Damit die empfindliche Struktur beim Trocknen nicht beschädigt wird, wird das enthaltene Wasser vorsichtig gegen ein geeignetes Lösungsmittel ausgetauscht. Dieser Zwischenschritt stabilisiert die Gelstruktur und bereitet sie auf die Trocknung vor. Teilweise wird das Gel auch mit Zusatzstoffen behandelt, um bestimmte Eigenschaften wie Hydrophobie oder Elastizität zu verbessern.
  3. Trocknungsverfahren: Nun folgt der entscheidende Schritt und zwar die sogenannte überkritische Trocknung. Dabei wird das Gel in einem speziellen Druckbehälter erhitzt und unter Druck gesetzt, bis die Flüssigkeit beziehungsweise das Lösungsmittel einen kritischen Punkt erreicht und direkt in den gasförmigen Zustand übergeht, ohne zu verdampfen. Durch diesen Trocknungsprozess bleibt die filigrane Struktur des Aerogels vollständig erhalten.
  4. Endprodukt: Je nach Anwendungszweck wird das getrocknete Aerogel anschließend in Form von Platten, Vliesmatten, Granulat oder sogar als Bestandteil von Wärmedämmputzen weiterverarbeitet. Es behält seine herausragenden thermischen Eigenschaften über Jahrzehnte hinweg und ist in der Regel hydrophob, diffusionsoffen und nicht brennbar.

Die Herstellung dieser Hochleistungsdämmung ist aufwendig, erfordert spezielle Anlagen und ist mit hohen Energiekosten verbunden. Das erklärt auch, warum mit Aerogel zu dämmen im Vergleich mit anderen klassischen Dämmstoffen deutlich teurer ist. Zudem gibt es derzeit nur eine begrenzte Zahl von Hersteller. Dafür bietet dieser Dämmstoff eine Dämmleistung, die in dieser Form von keinem anderen konventionellen Material erreicht wird.

Welche chemischen Eigenschaften hat Aerogel?

Aerogel ist chemisch äußerst stabil und je nach Zusammensetzung entweder mineralischen oder organischen Ursprungs. Am häufigsten kommen zwei Varianten zum Einsatz:

  • Silikat-Aerogel: Hergestellt auf Basis von Kieselsäure. Es ist nicht brennbar, äußerst temperaturbeständig und besonders langlebig. Zudem ist es diffusionsoffen und es lässt Wasserdampf durch, ohne Feuchtigkeit zu speichern. So wird ein wirksamer Feuchteausgleich ermöglicht und das Risiko von Schimmelbildung deutlich reduziert. Gleichzeitig ist es hydrophob, das heißt, es nimmt kein Wasser auf. Ein großer Vorteil bei wechselnder Luftfeuchtigkeit oder kurzzeitiger Durchfeuchtung.
  • Polymer-Aerogel: Besteht aus synthetischen Polymeren. Diese Variante ist im Vergleich flexibler, ebenfalls schwer entflammbar und lässt sich einfacher verarbeiten.

Beide Typen kombinieren hervorragende Dämmeigenschaften mit spezifischen Vorteilen je nach Einsatzbereich. Die Wahl hängt davon ab, welche Anforderungen an Brandschutz, Flexibilität oder Verarbeitung gestellt werden. In der Regel wird für die Wärmedämmung auf Silikat-Aerogele zurückgegriffen. 

Unterschied: Silikat-Aerogele vs. Polymer-Aerogele

EigenschaftSilikat-AerogelPolymer-Aerogel
Basismineralisch (Kieselsäure)synthetische Polymere (z. B. Polyimid)
Brandschutznicht brennbarschwer entflammbar, mit geringem Rauchgasverhalten
Verarbeitung
  • spröde
  • formstabil
  • Verarbeitung durch den Profi notwendig
  • flexibel
  • auch als Matte erhältlich
  • einfacher zu verarbeiten, jedoch auch durch Experten
EinsatzbereicheDenkmalpflege Fassadendämmung, Putzsysteme Innenraumdämmung
  • technische Isolierung
  • industrielle Anwendungen
  • Speziallösungen (z. B. in der Luft- und Raumfahrt)

Vorteile und Nachteile von Aerogel Dämmung im Überblick

VorteileNachteile
  • außergewöhnlich niedrige Wärmeleitfähigkeit
  • besonders platzsparendes Dämmaterial
  • hydrophob (wasserabweisend)
  • diffusionsoffen (beugt Schimmelbildung vor)
  • UV- und alterungsbeständig
  • chemisch stabil
  • guter Brennschutz
  • geringes Gewicht (erleichtert Transport und Handhabung)
  • dauerhafte Dämmleistung
  • besonders langlebig
  • teurer Materialpreis im Vergleich zu anderen Dämmmaterialien
  • energieintensive Herstellung
  • eingeschränkte Verfügbarkeit, da begrenzte Anzahl an Hersteller
  • fachgerechte Verarbeitung durch den Profi notwendig

Gibt es gesundheitliche Bedenken bei der Verarbeitung von Aerogel?

Bei sachgemäßer Anwendung gelten Aerogel-Produkte als gesundheitlich unbedenklich. Weder Silikat- noch Polymer-Aerogele setzen unter normalen Bedingungen schädliche Stoffe frei. Beim Zuschnitt, insbesondere von Platten, entstehen jedoch feine Stäube, die Haut, Augen und Atemwege reizen können. Schutzmaßnahmen wie das Tragen von Atemschutz, Schutzbrille und Handschuhen sind daher empfehlenswert. In der Regel übernehmen Fachbetriebe diesen Arbeitsschritt bereits vor Auslieferung. Für Innenarbeiten ist auf eine gute Belüftung oder Absaugung zu achten. Achten Sie in Innenräumen auf emissionsgeprüfte Aerogel-Produkte. Zertifizierungen wie Emicode EC1 PLUS oder der Blaue Engel geben hier Orientierung.



Welche Wärmedämmwerte erreichen Aerogel Dämmstoffe?

Die Wärmeleitfähigkeit gibt an, wie gut ein Material Wärme leitet oder umgekehrt, wie gut es dämmt. Je niedriger dieser Wert, desto besser ist die Dämmleistung. Aerogel erreicht mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,013 bis 0,022 W/(mK) die besten Werte unter allen gängigen Dämmstoffen. Dank dieser Spitzenwerte sind sehr schlanke Dämmschichten möglich, was Aerogel besonders für Sanierungen mit begrenztem Bauraum attraktiv macht. Gleichzeitig lassen sich auch die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) problemlos einhalten.

Wie schneidet Aerogel im Vergleich zu anderen Dämmstoffen ab?

DämmstoffWärmeleitfähigkeit (W/mK)
Aerogel0,013 bis 0,022
Mineralwolle (Glaswolle, Steinwolle)0,032 bis 0,040
Zellulosedämmung0,040 bis 0,045
Perlite-Dämmung0,040 bis 0,050 
Hanfdämmung0,040 bis 0,045
EPS-Dämmung (Styropor)0,030 bis 0,040
Polyurethan Dämmplatten (PUR/PIR)0,020 bis 0,029
Kalziumsilikatplatten0,050 bis 0,065
Vakuumdämmplatten (VIP)0,004 bis 0,008 

Vakuumdämmplatten haben theoretisch noch bessere Dämmwerte, sind aber extrem empfindlich gegenüber Beschädigung und deutlich teurer als Aerogel und zudem nicht diffusionsoffen. Daher zählt diese Material nicht zu den gängigen Dämmstoffen.

Welche Unterschiede gibt es zu PUR- und PIR-Hartschaum?

PUR (Polyurethan) und PIR (Polyisocyanurat) zählen zu den klassischen Hochleistungsdämmstoffen, die insbesondere im Neubau, im Dachbereich sowie bei Industriebauten zum Einsatz kommen. Vergleicht man Aerogel mit diesen Hartschaumdämmstoffen, zeigt sich: Alle drei Materialien verfügen über eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit – ein wesentlicher Faktor für ihre gute Dämmleistung. Allerdings erreicht Aerogel diese Leistung bei deutlich geringeren Dämmdicken.

Ausschlaggebend für die Auswahl des Dämmmaterials ist in der Praxis jedoch häufig der Preis. PUR- und PIR-Hartschaumplatten bieten bei großflächigen Standardanwendungen eine gute Dämmwirkung zu vergleichsweise geringen Kosten und gelten daher als wirtschaftlich attraktiver. Auch in der Verarbeitung punkten PUR und PIR, denn die Platten lassen sich auf der Baustelle flexibel zuschneiden und anpassen. Aerogelplatten hingegen müssen vorab passgenau gefertigt werden, was zusätzliche Planung und Vorbereitung erfordert.

INFO:
PUR und PIR basieren auf derselben Kunststoffgrundlage, weshalb ihre Dämmwerte nahezu identisch sind. PIR-Dämmstoffe weisen durch einen höheren Isocyanatanteil jedoch eine verbesserte thermische Stabilität sowie höhere Druckfestigkeit auf.

Ein weiterer Unterschied zeigt sich im Brandverhalten, denn während PUR und PIR je nach Produktausführung als normal bis schwer entflammbar eingestuft werden, gilt Aerogel als nicht brennbar. Hinsichtlich der Umweltbilanz schneiden weder Aerogel noch PUR/PIR besonders gut ab. Die Herstellung beider Dämmstoffe ist energieintensiv und umweltbelastend. Hartschaumdämmstoffe basieren auf Erdöl, während für die Herstellung von Aerogel ebenfalls ein hoher Energieeinsatz erforderlich ist.

Wann ist Aerogel die bessere Wahl?

Aerogel eignet sich besonders für Bauprojekte, bei denen

  • begrenzter Raum,
  • hohe Dämmanforderungen, 
  • besonders hoher Brandschutz,
  • anspruchsvolle Baustrukturen oder
  • Denkmalschutz 

beachtet werden müssen. In solchen Fällen überzeugt die Hochleistungsdämmung durch ihre schlanke Aufbauweise, langfristige Energieeinsparpotenziale und die Möglichkeit, öffentliche Fördermittel zu nutzen.

Aerogel Dämmstoff: Arten im Überblick

ProduktartEinsatzbereicheEigenschaften
Aerogel-Dämmplatten
  • Außendämmung
  • Wände
  • Decken
  • hohe Maßhaltigkeit
  • nicht brennbar (Silikat)
  • spröde Struktur
  • professioneller Zuschnitt vor Einbau erfoderlich
Aerogel-Dämmputze
  • unregelmäßige Wandflächen
  • Denkmalschutz
  • Innenbereiche
  • diffusionsoffen
  • mineralisch gebunden
  • als Leichtputz zu verabeiten
Aerogel-Vliese
  • technische Isolierung
  • Bereiche wie Rohre, Attiken, Fensterlaibungen
  • flexibel
  • leicht
  • oft mit Aluminiumfolien kaschiert
  • geeignet für Rohrisolierung und Speicherschutz
transparente Aerogele
  • Anwendung vor allem in Spezialverglasungen
  • Lichtbänder, Oberlicht oder spezielle Passivhausverglasung
  • lichtdurchlässige Wärmedämmung/Füllung
  • lichtdurchlässig
  • kombiniert Wärmeschutz mit Tageslichteintritt
  • neuartiges Produkt
  • UV-Beständigkeit

Was kostet Aerogel-Dämmung pro Quadratmeter?

Die exzellenten Dämmeigenschaften spiegeln sich in den Kosten wider, denn Aerogel gehört zu den hochpreisigen Dämmstoffen. Die Kosten variieren dabei unter anderme je nach Produkttyp: 

  • Aerogel-Dämmputze: 50 bis 160 Euro pro Quadratmeter
  • Aerogel-Platten: 200 bis 550 Euro pro Quadratmeter
  • Sonderprodukte Vlies: 100 bis 280 Euro pro Quadratmeter
  • Aerogel-Granulat: 55 bis 60 Euro pro Liter
  • transparente Aerogel-Dämmung: 900 bis 1.000 Euro pro Kubikmeter

Welche Faktoren beeinflussen die Gesamtkosten?

  • Art und Umfang des Bauprojekts
  • Vorbereitungsmaßnahmen (z. B. Untergrundbearbeitung, Altmaterialentsorgung)
  • Menge und Art des Materials
  • Arbeitskosten des Fachbetriebs
  • Logistik und Lieferkosten
  • Einsatz von Zusatzmaterialien
  • Lager- und Baustellenmanagement

Aufgrund der verschiedenen Faktoren fallen die tatsächlichen Kosten unterschiedlich hoch aus. Lassen Sie sich im Vorfeld ausführlich von einem Profi beraten, ob der Einsatz von Aerogel-Dämmung für Ihr Projekt sinnvoll und notwendig ist. Außerdem sind eine fachgerechte Verarbeitung und Montage entscheidend, insbesondere da es sich bei Aerogel um ein vergleichsweise neuartiges Dämmmaterial handelt.



Gibt es staatliche Förderungen für den Einsatz von Aerogel?

Das Dämmen mit Aerogel ist unter bestimmten Voraussetzungen förderfähig. Für energetische Sanierungsarbeiten bieten 

entsprechende Förderprogramme an. Wichtig ist, dass die Förderung stets vor Baubeginn beantragt werden muss. Außerdem müssen meist bestimmte U-Werte eingehalten und die Maßnahmen durch einen qualifizierten Energieberater begleitet werden. 

Welche Anforderungen müssen erfüllt werden?

Für den fachgerechten Einsatz und die Förderfähigkeit von Aerogel-Dämmungen müssen wie bei anderen Dämmmaßnahmen auch sowohl technische als auch administrative Anforderungen erfüllt werden. Zu den wichtigsten Voraussetzungen zählen folgende Punkte:

  1. U-Wert-Anforderung: Die Dämmung muss bestimmte Wärmedurchgangskoeffizienten unterschreiten.
  2. zertifiziert Produkte: Nur Dämmprodukte mit gültiger ETA (European Technical Assessment), CE-Kennzeichnung und gegebenenfalls EPD (Environmental Product Declaration) gelten als förderfähig und baurechtlich zugelassen. Brandschutzklassifizierung nach DIN EN 13501-1 ist besonders bei Innenanwendungen essenziell.
  3. fachgerechte Verarbeitung: Die Ausführung muss durch einen qualifizierten Fachbetrieb erfolgen. Systemkonforme Materialien, die richtige Schichtdicke und ein geeigneter Untergrund sind verpflichtend.
  4. Begleitung durch Energieberater: Für staatliche Förderungen ist oft die Zusammenarbeit mit einem anerkannten Energie-Effizienz-Experten erforderlich. Dieser erstellt den individuellen Sanierungsfahrplan (ISFP), prüft die Dämmwirkung und dokumentiert die Maßnahmen.
  5. Dokumentationspflicht: Förderstellen setzen eine lückenlose Dokumentation voraus. Inklusive Produktauswahl, U-Wert-Berechnungen, Ausführungsnachweisen, Rechnungen und Fotos. Die Einhaltung aller Programmbedingungen muss durch den Energieberater bestätigt werden.

Die Förderlandschaft ändert sich kontinuierlich, daher sollten Sie sich am besten direkt an die jeweilige Anlaufstelle wenden und sich über die derzeit angebotenen Förderungen und aktuellen Bedienungen informieren. Beauftragen Sie schon in der Planungsphase einen zertifizierten Energieberater, der die Kommunikation mit den Behörden übernimmt.


Porträtfoto von Jörg Ottemeier, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Ausbau & Fassade e.V. sowie des Bildungszentrums des Baugewerbes (BZB). Experte auf maler.org.

ÜBER UNSEREN EXPERTEN

Jörg Ottemeier ist Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Ausbau & Fassade sowie bei den Bildungszentren des Baugewerbes e.V.. Der erfahrene Stuckateur-Meister und geprüfte Restaurator im Handwerk führt sein Unternehmen seit 1992 erfolgreich in Essen. Er engagiert sich seit vielen Jahren als Sachverständiger, Prüfer und Mitglied in verschiedenen Fachgremien des Handwerks. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Goldene Ehrennadel des Bundesverbandes Ausbau & Fassade.

» Zum Bundesverband Ausbau und Fassade


Diese 5 Dinge sollten Sie beachten

  1. Kompatibilität mit Baustoffen: Nicht jeder Untergrund eignet sich ohne Weiteres für die Applikation von Aerogel-Putzen oder Platten. Besonders bei Mischmauerwerk, Lehm oder stark sandenden Oberflächen sind spezielle Vorbehandlungen oder Haftbrücken nötig.
  2. Putzschichtaufbau sorgfältig planen: Vor allem bei Aerogel-Dämmputzen sind ausreichende Standzeiten zwischen den Schichten notwendig. Werden mehrere Lagen zu schnell hintereinander aufgebracht, kann dies zu Rissbildung oder mangelnder Haftung führen.
  3. Dämmstofffe vergleichen: Die Dämmeigenschaften von Aerogel sind herausragend, jedoch ist dieser Dämmstoff entsprechend teuer. Für Standardbauprojekte sind bewährte Dämmmaterialien effizient genug und zudem auch preiswerter. Vergleichen Sie im Vorfeld die verschiedenen Materialien, um eine geeignete Dämmung für Ihr Projekt zu finden. 
  4. Verarbeitung dokumentieren: Für spätere Nachweise (zum Beispiel Gewährleistung, Förderabrechnung oder Energieberaterprüfungen) ist eine lückenlose Dokumentation inklusive Materialkennzeichnungen, Lieferchargen und Ausführungsschritten notwendig.
  5. Klimabedingungen beachten: Auch wenn Aerogel kaum Wasser aufnimmt, Temperaturwechsel, Schlagregen oder Extremklima stellen besondere Anforderungen an Verarbeitung und Anschlüsse. Eine sorgfältige Verarbeitung durch den Profi ist für eine langlebige Dämmung ausschlaggebend.


Fazit

Aerogel ist eine Hochleistungsdämmung und eignet sich vor allem dort, wo Platz knapp, aber maximale Dämmwirkung gefragt ist – etwa für Fassaden in der Altbausanierung, im Denkmalschutz oder bei komplexen Außendämmungen. Mit extrem niedriger Wärmeleitfähigkeit, hohen Brandschutz, Diffusionsoffenheit und hoher Langlebigkeit vereint Aerogel viele Vorteile in einem Produkt. Trotz dieser Stärken ist diese Hochleistungsdämmung im Bauwesen noch relativ neu und daher auch nicht sehr kostengünstig. Für den großflächigen Einsatz im Standardbau ist Aerogel daher aktuell meist wirtschaftlich nicht sinnvoll. Bei anspruchsvollen Bauprojekten mit besonderen energetischen oder baulichen Anforderungen kann sich die Investition jedoch lohnen. Lassen Sie sich vorab am besten von einem Fachbetrieb beraten.

Aerogel Dämmung: Häufig gestellte Fragen

Wie lange hält eine Aerogel-Dämmung?

Aerogel-Dämmstoffe gelten als äußerst langlebig. Ihre stabile, alterungsbeständige Struktur sorgt für eine Lebensdauer von etwa 40 bis 50 Jahren oder sogar länger, ganz abhängig vom Einsatzbereich und der fachgerechten Verarbeitung.

Kann ich Aerogel mit anderen Dämmstoffen kombinieren?

Ja, denn in der Praxis werden auch hybride Dämmsysteme eingesetzt, meist mit Calciumsilikat oder Holzfaser. Diese Kombinationen verbessern das Raumklima und reduzieren Kosten bei gleichzeitig hoher Dämmleistung. Besprechen Sie ein Dämmsystem aus verschiedenen Materialien im Vorfeld mit einem Profi, um sicher zu gehen, dass geeignete Baustoffe miteinander verarbeitet werden.

Kann Aerogel auch im Holzbau eingesetzt werden?

Ja, insbesondere Silikat-Aerogel eignet sich für den Einsatz im Holzbau. Bei einer fachgerechten Ausführung, schützt es die Holzkonstruktion vor Feuchtestau und bietet brandschutztechnische Vorteile.

Gibt es Aerogel auch als ökologisches Produkt?

Zwar ist Aerogel kein rein natürlicher Dämmstoff, doch viele Produkte tragen Umweltzertifikate (zum Beispiel EPD, Blauer Engel). Dank hoher Energieeffizienz und Langlebigkeit kann Aerogel zumindest langfristig eine gute Ökobilanz aufweisen.

Wie finde ich einen Handwerker mit Erfahrung in Aerogel-Verarbeitung? 

Hersteller bieten Schulungen an und führen entsprechende Listen mit qualifizierten Fachbetrieben. Eine gezielte Online-Recherche sowie der Vergleich von Handwerksunternehmen in Ihrer Region hilft bei der Auswahl eines passenden Partners.

Wie wird Aerogel entsorgt?

Aerogel zählt in der Regel zu mineralischem Bauabfall und ist nicht als gefährlich eingestuft. Bei der Entsorgung auf Baustellen sollten jedoch die lokalen Vorschriften zur Abfalltrennung beachtet werden. 

Können Aerogel-Putze eingefärbt werden?

Aerogel-Putze werden in der Regel nicht direkt pigmentiert, lassen sich jedoch problemlos wie herkömmlicher Putz überstreichen.

Über unsere*n Autor*in
Kathrina Haunfelder
Kathrina studiert zurzeit Technikjournalismus und Technik-PR. Im Studium eignete Sie sich bereits die grundlegenden Kompetenzen in den Bereichen Print-, Online-, Hörfunk- und TV-Journalismus mit dem Schwerpunkt Technik an. Vor ihrem Studium absolvierte Sie eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin.