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Wärmedämmung und Dämmstoffe

Hanfdämmung: Dämmwerte, Kosten, Vor- und Nachteile

Pia Greinacher
Verfasst von Pia Greinacher
Zuletzt aktualisiert: 24. Mai 2023
Lesedauer: 8 Minuten
© Francesco Scatena / istockphoto.com

Eine Hanfdämmung bietet eine ökologische Alternative zu herkömmlichen Dämmungen. Sie besteht aus natürlichen Stoffen, weshalb Sie sowohl gesundheitlich als auch im Hinblick auf das Thema Umweltschutz als unbedenklich gilt. Ob auf dem Dach, dem Boden oder an Fassaden: Dieser Dämmstoff eignet sich für verschiedene Einsatzgebiete.

Alles auf einen Blick:

  • Eine Hanfdämmung besteht aus den Fasern des Stengels der Hanfpflanze.
  • Sie verfügt über eine Vielzahl an natürlichen Eigenschaften und gilt somit als ökologische Alternative zu anderen Dämmmaterialien.
  • Die Hanfplanze ist robust und nimmt durch offene Poren Feuchtigkeit auf. Das Risiko, dass Schädlinge das Material befallen oder sich Schimmel bildet, ist somit sehr gering.
  • Zu den Einsatzgebieten in Ihrem Haus zählen beispielsweise das Dach, die Fassaden oder die Böden. Dabei dient sie als Trittschalldämmung, zur Wärmeisolierung und zum Schallschutz.
  • Diesen Dämmstoff gibt es sowohl als Rollen- und Mattenware als auch in loser Ausführung. Welche Form und Größe für Sie die richtige Wahl darstellt, sollten Sie unbedingt mit einem Fachbetrieb besprechen.
  • Im Hinblick auf den Brandschutz müssen Sie auf die Erfüllung der Vorschriften der DIN 4102-1 beziehungsweise der EN 13501-1 achten.

Allgemeines

Eine Hanfdämmung besteht aus Hanffasern und gilt somit als natürlicher Baustoff, den es sowohl als Matten- oder Rollenware, als auch in loser Form als Stopfwolle gibt. Vorteile dieses Dämmmaterials sind: Es ist umweltfreundlich, gesundheitlich unbedenklich und weist eine hohe Feuchtigkeitsbeständigkeit auf, weshalb Schimmel in der Regel keine Chance hat. Für einen gewissen Brandschutz und für eine Einstufung in die Kategorie der normalentflammbaren Stoffe muss das Material allerdings behandelt werden.

UNSER EXPERTE ERKLÄRT:
„Wenn wir einen klimaneutralen Gebäudebestand wollen, dann haben alle Dämmstoffe ihre Berechtigung und alle werden für die verschiedenen Anwendungsfälle gebraucht.“

Herr Dr. Hans-Joachim Riechers – Hauptgeschäftsführer Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel e.V.

Was ist eine Hanfdämmung?

Eine Hanfdämmung ist ein ökologischer Dämmstoff, der aus natürlichen Stoffen besteht. Bei der Herstellung entsteht aus Hanffasern das sogenannte Thermohanf, das als Dämmmaterial dient. Thermohanf gibt es in Form von Dämmmatten, als Rollenware oder Stopfhanf. Die Matten- und Rollenwaren sind in unterschiedlichen Stärken erhältlich, wobei Stopfhanf aus den losen Hanffasern besteht.

Dämmmatten aus Hanf
Dämmung aus Hanf gibt es in loser und komprimierter Form.  © divgradcurl / istockphoto.com

Welche Vorteile hat eine Dämmung aus Hanf?

Eine Hanfpflanze gilt als schnell nachwachsender Rohstoff, der äußerst robust ist. Aus diesem Grund schädigen Sie die Natur bei deren Verwendung nicht. Auch der gesundheitliche Aspekt ist bei herkömmlichen Dämmmaterialien ein Thema: Der Einsatz von Hanf ist gesundheitlich jedoch unbedenklich, da der Baustoff im Gegensatz zu anderen Dämmmstoffen ausschließlich aus natürlichen Stoffen besteht.

ACHTUNG!
Achten Sie beim Kauf darauf, dass als Stützfaser kein Polyester verwendet wurde. Ein reiner Naturdämmstoff sollte für mehr Stabilität pflanzliche Stützfasern, wie Maisstärke oder Jute, integrieren.

Hanf ist resistent gegen Schädlinge, da diese die Pflanze aufgrund ihrer Bitterstoffe meiden. Zudem nimmt Hanf über offene Poren Feuchtigkeit auf und kann diese beim Trocknen wieder abgeben. Das Risiko, dass sich Schimmel bildet oder es zu einem Schädlingsbefall kommt, ist demnach sehr gering. Achten Sie auch hier beim Kauf darauf, dass dem Dämmstoff bei der Herstellung keine weiteren Materialien beigemischt wurden. Dies könnte die Resistenz gegen Feuchtigkeit deutlich senken und das Risiko von Schimmel erhöhen.

Welche Nachteile hat eine Dämmung aus Hanf?

Neben den vielen Vorteilen, die ein solcher Dämmstoff mit sich bringt, stellt die Brandsicherheit einen Nachteil dar. Für einen akzeptablen Brandschutz braucht es eine Imprägnierung mit Soda oder Borsalzen. Während Borsalze als umweltschädlich gelten, ist der Einsatz von Soda ökologisch unbedenklich. Dieser Prozess gewährleistet die Klassifizierung des Stoffes in die Baustoffklasse B2 gemäß der DIN 4102-1 und laut EN 13501-1 in die Klasse E zum Brandverhalten. Damit gilt dieser natürliche Dämmstoff als normal entflammbar und ein gewisser Brandschutz ist gegeben.

Einsatzgebiete und Eigenschaften

Diese Dämmung eignet sich, von der Dämmung eines Dachs, bis zur Schall- und Wärmedämmung von Innenwänden und Fassaden, für einige Einsatzbereiche. Dabei sollte der Dämmstoff einige Werte beziehungsweise Eigenschaften aufweisen, um gegebenen Standards gerecht zu werden.

Wo kann ich eine Hanfdämmung verwenden?

Da es den Dämmstoff als Rollen- und Mattenware und in Form von loser Stopfwolle gibt, variieren auch die Einsatzgebiete im Haus:

  • Dachdämmung
  • Fassadendämmung
  • Wärmedämmung und Schallschutz von Wänden im Inneren
  • Innendämmung von Außenwänden
  • Dämmung von kleineren Hohlräumen mit Stopfhanf
  • Trittschalldämmung

Welche Eigenschaften weist eine Hanfdämmung auf?

Bei der Suche nach dem richtigen Dämmstoff für Ihr Haus stoßen Sie vermutlich auf eine Vielzahl von verschiedenen Kennzahlen. Auch die Dämmung aus dem Rohstoff Hanf weist konkrete Dämmwerte für die Wärmeleitfähigkeit, die Wärmespeicherkapazität, den Brandschutz und die Rohdichte auf. Der U-Wert muss eine Mindestanforderung erfüllen, um der Energieeinsparverordnung (EnEV) zu entsprechen. Um diesen U-Wert zu erreichen, benötigt der Baustoff eine minimale Stärke von 16 Zentimetern.

Wärmeleitfähigkeit0,04 bis 0,08 Watt pro Meter Kelvin
Wärmespeicherkapazität1.800 bis 2.300 Joule pro Kilogramm Kelvin
BrandschutzE nach EN 13501-1
B2 nach DIN 4102-1
Rohdichte30 bis 42 Kilogramm pro Kubikmeter
Minimaler U-Wert0,24 Watt pro Quadratmeter Kelvin
Minimale Dicke16 Zentimeter


Kosten

Einen pauschalen Preis für den Dämmstoff und dessen Anbringung gibt es nicht. Der finanzielle Aufwand ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Schätzungsweise können Sie mit einem Preis zwischen 10 und 30 Euro pro Quadratmeter bei einer Stärke von 16 Zentimetern rechnen. In loser Form kostet das Material zwischen 2 und 5 Euro pro Kilogramm.

Was kostet das Dämmen mit Hanf?

Haben Sie sich dafür entschieden, mit Hanf zu dämmen, setzen sich die Kosten aus dem Preis für das Material und den Einbaukosten durch einen Fachmann zusammen. Bei der Frage nach dem Preis für eine solche Dämmung müssen Sie verschiedene Faktoren in Betracht ziehen. Zu den wichtigsten Aspekten zählen:

  • Länge der Dämmung
  • Breite der Dämmung
  • Dicke der Dämmung
  • Hersteller
  • Anbieter

Für die Mindestdämmdicke laut EnEV von 16 Zentimetern sollten Sie mit 10 bis 30 Euro pro Quadratmeter rechnen. Bei der natürlichen Dämmung in loser Form fallen etwa 2 bis 5 Euro pro Kilogramm an. Verglichen mit anderen Dämmstoffen liegt der Preis für den pflanzlichen Dämmsstoff im mittleren bis hohen Bereich. Während Sie Glaswolle für etwa den gleichen Preis erhalten, kostet Styropor beispielsweise nur 5 bis 20 Euro pro Quadratmeter.

ACHTUNG!
Möchten Sie Ihr Haus dämmen, sollten Sie in jedem Fall einen Fachmann zu Rate ziehen. Nur so ist garantiert, dass Sie die für Ihre individuellen Anforderungen optimale Wahl treffen.

Die Einbaukosten hängen von der Region, dem Fachbetrieb und dem Einsatzgebiet ab. Schätzungsweise können Sie hier mit einem Preis von 30 Euro pro Quadratmeter rechnen.


Hans Joachim Riechers, Hauptgeschäftsführer des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel e.V.

Über unseren Experten

Herr Dr. Hans-Joachim Riechers ist Hauptgeschäftsführer des VDPM, dem Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel e.V. Der Verband repräsentiert die führenden Hersteller von Fassadendämmsystemen, Außen- und Innenputzen, Mauermörtel und Estrich.

» Zum Dämmstoff Experten-Interview

Bildnachweis: Simone M. Neumann/VDPM


Fazit

Eine Hanfdämmung verfügt über zahlreiche natürliche Eigenschaften, die es zu einer ökologischen Alternative macht. Hanfpflanzen sind robust Gewächse, die als schnell nachwachsender Rohstoff gelten. Ihr Einsatz ist demnach nachhaltig und ökologisch unbedenklich, was besonders in der heutigen Zeit, in der der Umweltschutz immer mehr in den Vordergrund rückt, wertvoll ist. Auch die Feuchtigkeitsbeständigkeit gilt als klarer Pluspunkt. Während das Risiko für Schimmel bei vielen anderen Werkstoffen hoch ist, hat die Feuchtigkeit und damit auch der Schimmel bei diesem pflanzlichen Dämmstoff in der Regel keine Chance.

Als Nachteil gilt jedoch der geringe Brandschutz. Achten Sie darauf, dass das Dämmmaterial den Vorschriften der DIN 4102-1 beziehungsweise der EN 13501-1 entspricht.

Ob als Trittschalldämmung, an der Wand zur Wärmeisolierung oder auf dem Dach – eine Hanfdämmung eignet sich für einige Einsatzgebiete. Lassen Sie sich sowohl bei der Auswahl als auch beim Einbau von einem Experten unterstützen, um die richtige Wahl zu treffen und eine fachgemäße Durchführung zu garantieren.

Über unsere*n Autor*in
Pia Greinacher
Pia ist Spezialistin für Handwerkerthemen aller Art. Sie studierte Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation und schrieb unter anderem bereits für Focus Online, die Tageszeitung Main-Post und die Fachzeitschrift bike und business.