Privathaushalte in Deutschland benötigen etwa zwei Drittel ihrer verbrauchten Energie zum Heizen. Eine gute Wärmedämmung verhindert Energieverluste und schont damit sowohl Ihren Geldbeutel als auch die Umwelt. Polyurethan-Hartschaum weist eine geringe Wärmeleitfähigkeit auf und ist damit ein geeigneter Dämmstoff.
Alles auf einen Blick:
- Polyurethan (PU) ist ein Kunststoff, der mithilfe von Treibmitteln zu PU-Hartschaum aufschäumt.
- Bei der Herstellung von PU-Dämmelementen wird der Schaum in Plattenform gegossen und erhärtet.
- Diese Art heißt PUR-Dämmung und weist viele Vorteile auf. Sie ist robust, langlebig, witterungsbeständig, energieeffizient und kostengünstig.
- Sie können PUR ebenfalls für eine nachträgliche energetische Sanierung verwenden.
- Polyurethan-Dämmplatten sind sehr vielseitig. Sie können mit diesem Dämmstoff Fassaden, Dächer, Decken oder Keller gegen Wärmeverlust isolieren.
Definition
Polyurethan ist die Grundlage für die Herstellung von Dämmplatten aus Hartschaum. Diese Art der Dämmung heißt PUR-Dämmung.
Was ist Polyurethan?
Polyurethan (PU) ist in seiner ursprünglichen Form ein Kunststoff, der durch eine sogenannte Polyadditionsreaktion von Isocyanaten und Polyolen entsteht. Sie finden diesen Stoff in sämtlichen Bereichen des alltäglichen Lebens. Verwendet wird er zum Beispiel als Protektor in Motorradkleidung oder als Griff an Kletterwänden.
Polyurethan-Hartschaum (PUR):
Die Besonderheit von Polyurethan liegt darin, dass er durch die Zugabe von bestimmten Treibmitteln (meist Pentan) aufschäumt und sich sein Volumen durch eine chemische Reaktion auf das Vierzigfache ansteigt. Beim Aufschäumen entstehen Unmengen kleiner, geschlossener Zellen, die mit Gas gefüllt sind. Das Gas besitzt eine niedrigere Wärmeleitfähigkeit als Luft. Polyurethan-Hartschaum (PUR) eignet sich also hervorragend zur Wärmedämmung. Es dämmt besser als Styropor. Denn Letzteres hat mit Luft gefüllte Zellen und dadurch eine höhere Wärmeleitfähigkeit.
Der entstehende Schaum härtet schnell aus und bildet dann einen festen Schaumstoff. Kann er noch modelliert werden, ist ein Gießen in bestimmte Formen möglich. Dadurch entstehen zum Beispiel Platten aus PUR, die dann ihre Anwendung bei der Dämmung von Häusern finden.
Was ist eine PUR-Dämmung?
Polyurethan-Hartschaum ist ein beliebtes Material zur Dämmung Ihres Dachs, Ihrer Fassade oder Ihrer Decken.
PUR gehört zu einer Dämmstoff-Gruppe, die auch den sogenannten PIR einschließt. PIR steht für Polyisocyanurat-Hartschaum. Die DIN EN 13165 legt PU als Oberbegriff für beide Stoffe fest. PUR und PIR sind hinsichtlich ihrer Dämmeigenschaften nahezu identisch, da sie sich aus denselben Kunststoffverbindungen zusammensetzen. Der größte Unterschied liegt im höheren Anteil der Isocyanate im PIR-Schaum. Dadurch ist dieser etwas stabiler und fester als PUR-Schaum.
PU-Dämmstoffe kommen hauptsächlich als feste Dämmplatten aus Hartschaum zum Einsatz. Eine weitere Möglichkeit bietet ein flexibler Sprühschaum aus Polyurehtan.
Herr Dr. Hans-Joachim Riechers – Hauptgeschäftsführer Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel e.V.
PUR-Dämmplatten:
Eine Dämmplatte aus Polyurethan-Hartschaum ähnelt einer dünnen Schaumstoffmatratze. Sie erhalten diese Platten in sämtlichen Stärken und Größen. Es gibt weiche, halbharte und harte Platten. Das Material kann leicht auf die von Ihnen benötigte Form zugeschnitten werden.
Neben einfachen Hartschaum-Dämmplatten ohne Beschichtung gibt es sogenannte Sandwichplatten. Zwischen zwei dünnen Deckschichten befindet sich eine mehrere Zentimeter dicke Schaumstoffschicht. Eine Decksicht kann aus Blech, Edelstahl oder glasfaserverstärktem Kunststoff bestehen und unterschiedliche Funktionen erfüllen:
- Dampfbremse: Sie verhindert, dass schädliches Kondenswasser in die Dämmung eindringt.
- Schutzschicht: Sie hilft gegen mechanische Beschädigungen.
- Beschichtung aus optischen Gründen
PU-Sprühschaum:
Neben diesen Schaumstoffplatten gibt es PUR auch als sogenannten Ortsschaum. Dazu spritzen Sie den PU aus einer Sprühpistole direkt vor Ort in Hohl- und Zwischenräume, die Sie dämmen wollen. Sobald der Sprühschaum aus der Spritze kommt, schäumt er auf und erhärtet. Sie können diesen Vorgang bis zur gewünschten Dicke wiederholen.
Der Vorteil dieses Schaums ist, dass Sie ihn direkt dort auftragen können, wo Sie ihn brauchen. Der Schaum kann auch verwinkelte Ecken erreichen und damit umfassend dämmen.
Eigenschaften und Einsatzgebiete
Polyurethan-Dämmstoffe bieten Ihnen eine Reihe von Vorteilen und sind aufgrund ihrer Materialeigenschaften sehr vielseitig. Sie können dieses Material für sämtliche Arten der Dämmung verwenden.
Welche Eigenschaften haben PUR-Dämmplatten?
Der Dämmstoff Polyurethan überzeugt durch eine Reihe vorteilhafter Materialeigenschaften.
- Druckfest und formstabil: Über Jahrzehnte hinweg verliert der Stoff weder an Funktionsfähigkeit noch an Form.
- Leicht: Eine Polyurethanplatte von der Größe eines Quadratmeters wiegt nur etwa drei Kilogramm.
- Wasserabweisend: Diese Eigenschaft reduziert die Schimmelneigung und qualifiziert PUR-Dämmplatten als regensicheres Unterdach.
- Wärmedämmend: Die Wärmeleitfähigkeit von PU ist sehr gering. Sie ist niedriger als die von Styropor, welches ebenfalls ein beliebter Dämmstoff ist. Eine zehn Zentimeter dicke Schaumschicht des Dämmstoffs Polyurethan reicht bereits aus, um den von der Energieeinsparverordnung (EnEV) geforderten U-Wert von 0,24 Watt pro Meter und Kelvin einzuhalten.
- Schalldämmend: PUR ist nicht nur in hohem Maße wärmedämmend, sondern kann auch dem Schallschutz dienen, zum Beispiel in Ihrer Fassade oder im Probenraum einer Musikband.
- Recycelbar: Alte Hartschaumplatten werden geschreddert und weiterverarbeitet, zum Beispiel als Fensterprofildämmung.
- Langlebig: Die Nutzungsdauer beträgt 50 Jahre und mehr.
- Kostengünstig: Niedrige Materialkosten, eine einfache Montage, und geringe Dämmschichtdicken senken die Baukosten im Vergleich zu Naturdämmstoffen, wie beispielsweise die Hanfdämmung.
- Hitzebeständig: Auch bei hohen Temperaturen schmilzt der Werkstoff nicht.
Welche Dämmwerte hat eine PUR-Dämmung?
Wärmeleitfähigkeit | 0,020 – 0,029 W/m-K |
Wasserdampf-Diffusionswiderstand | 30-150 |
Wärmekapazität | 1200 bis 1500 J/(kgK) |
Brandschutz | B2 (nach DIN 4102-1) / E (nach DIN EN 13501-1) |
Temperaturbeständigkeit | 90° Celisus (langfristig), 250° Celsius (kurzfristig) |
Rohdichte | 35-60 kg/m³ |
Minimale Dicke | 10 cm |
Was sind Vor- und Nachteile einer PUR-Dämmung?
Vorteile:
Polyurethan ist eine effektive und gleichzeitig kostengünstige Art der Dämmung. Sie zeichnet sich besonders durch ihre Haltbarkeit und Formstabilität aus. Weder Hitze noch Feuchtigkeit kann dieser Dämmung etwas anhaben. Außerdem bietet sie die Möglichkeit einer unkomplizierten, nachträglichen energetischen Sanierung. Polyurethan sorgt mit seinem niedrigen Wert bei der Wärmeleitfähigkeit dafür, dass Ihr Gebäude kaum Wärme verliert.
Nachteile:
Da PUR-Platten sehr formstabil sind, eignen sich diese weder für verwinkelte Ecken noch für unebene, schmale oder poröse Flächen. Für eine umfängliche Dämmung können Sie den PU-Sprühschaum zur Hilfe nehmen.
Polyurethan-Hartschaum basiert auf Erdöl. Daher schneidet er hinsichtlich der Nachhaltigkeit schlechter als Naturdämmmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen ab. Die Produktion von PUR verbraucht außerdem wesentlich mehr Energie als die von natürlichem Dämmstoffen. Dies verhält sich konträr zum eigentlichen Sinn einer Wärmedämmung – der Senkung des Energie- und Rohstoffverbrauchs.
Auch wenn PU-Hartschaum nur schwer entflammbar ist, kann er dennoch Feuer fangen. Brennt dieser Stoff, treten toxische Gase aus. Die Beimischung von Flammschutzmittel kann diese Gefahr bannen.
Welche Einsatzgebiete gibt es für Polyurethan-Dämmplatten?
- Steildächer
- Flachdächer
- Außenwände
- Fußböden
- Decken
- Innendämmung
PU-Hartschaum ist ein vielseitig geeigneter Dämmmstoff. Er findet seine Verwendung hauptsächlich in diesen Bereichen:
- Steildächer: Aufgrund seiner geringen Rohdichte sowie seines niedrigen Gewichts eignet sich das Material für die Dämmung von Steildächern und anderen gewichtssensiblen Dachkonstruktionen.
- Flachdächer: Besonders dank seiner Robustheit, Wetterbeständigkeit und Formstabilität können Sie es auch als Dämmstoff für Flachdächer verwenden.
- Außenwände im Wärmedämmverbundsystem: Bei einer großflächigen Dämmung der Fassade sind Polyurethan-Dämmplatten kostengünstiger.
- Fußböden: Da bereits eine Plattendicke von zehn Zentimetern ausreicht, um den U-Wert zu erreichen, eignet sich eine PUR-Dämmung auch als schlanke Dämmschicht für Fußböden, zum Beispiel unter Estrich.
- Geschossdecken und Kellerdecken: Ein geringes Gewicht sowie eine geringe Mindestdicke unterstreichen die Eignung von PUR als Dämmstoff für Decken.
- Perimeterdämmung: Polyurethan-Dämmplatten eignen sich nicht nur für die Dämmung über der Erdoberfläche, sondern auch darunter. Sie können damit Ihren Keller gut gegen den Verlust von Wärme und das Eindringen von Kälte schützen.
- Innendämmung: Schlanke Dämmplatten in der Innendämmung sorgen für weniger Wohnraumverlust.
- Fenster- und Türrahmendämmungen: Um Fenster und Türen mit PUR zu dämmen, können Sie entweder Dämmplatten passend zurechtschneiden oder Sprühschaum verwenden.
Kosten
Polyurethan-Dämmplatten zeichnen sich durch ihr gutes Preis-Leistungsverhältnis aus. Trotz der hohen Dämmkraft und Haltbarkeit sind die Kosten gering.
Was kosten Polyurethan-Dämmplatten?
Je nachdem, wie dick Ihre Schaumstoffplatten sein sollen, müssen sie mit Kosten zwischen 10 und 30 Euro pro Quadratmeter rechnen. Für eine effiziente Dämmleistung gemäß des vorgeschriebenen U-Werts müssen Sie Dämmplatten mit 10 Zentimern Dicke wählen. Preislich liegen diese zwischen 14 und 25 Euro pro Quadratmeter.
Damit sind PU-Dämmprodukte zwar teurer als Styropor, das Sie in einer Stärke von 10 Zentimetern bereits zwischen 6 und 10 Euro pro Quadratmeter erhalten. Dafür benötigen Sie eine größere Menge Styropor. Den vorgeschriebenen U-Wert erreichen Sie erst ab einer Stärke von 14 Zentimetern. Hierfür müssen Sie mit Kosten von etwa 8 bis 14 Euro pro Quadratmeter rechnen.
Im Vergleich zu Naturdämmstoffen (zum Beispiel Hanfdämmung) ist eine Polyurethan-Dämmung kostengünstiger.
Preisübersicht Dämmmaterial:
Dämmmaterial (Dicke) | Preis pro Quadratmeter |
---|---|
Polyurethan (10 cm) | 14 – 25 Euro |
Styropor (10 cm) | 6 – 10 Euro |
Styropor (14 cm) | 8 – 14 Euro |
Hanf (16 cm) | 25 -30 Euro |
Bei den Kosten für eine energetische Sanierung unterstützt Sie die Kreditanstalt für Wiederaufbau mit den Kreditprogrammen 151 und 152 sowie dem Investitionszuschuss KfW-Programm 430.

Über unseren Experten
Herr Dr. Hans-Joachim Riechers ist Hauptgeschäftsführer des VDPM, dem Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel e.V. Der Verband repräsentiert die führenden Hersteller von Fassadendämmsystemen, Außen- und Innenputzen, Mauermörtel und Estrich.
» Zum Dämmstoff Experten-Interview
Bildnachweis: Simone M. Neumann/VDPM
Fazit
PU-Dämmelemente bieten eine Reihe vorteilhafter Eigenschaften, die Sie sich bei Ihrem Hauses zunutze machen können. Das Material ist sehr robust. Es ist sowohl gegen Hitze, als auch gegen Feuchtigkeit beständig und verliert auch nach Jahrzehnten nicht seine Form. Zudem dämmt er sehr effektiv. Bereits mit einer Materialdicke von 10 Zentimetern können Sie den erforderlichen U-Wert von 0,24 Watt pro Meter und Kelvin erreichen. Bei einer Dämmung mit Styropor benötigen Sie mindestens 14 Zentimeter.
Mit Polyurethan als Dämmstoff erhalten Sie also eine schlanke Dämmschicht. Dies macht die Dämmmart besonders attraktiv für die Innendämmung oder als Fußboden-Dämmplatte. Aufgrund seines niedrigen Gewichts und seiner Witterungsbeständigkeit ist PU ebenfalls ein geeigneter Dämmstoff für Ihr Dach, sowohl für Steil- als auch Flachdach. Niedrige Materialkosten und eine einfache Montage runden die Vorteile ab.
Dennoch gilt es nicht zu vergessen, dass für die Herstellung von PUR-Dämmstoffen Erdöl notwendig ist und damit die Klimabilanz schlechter ausfällt als bei natürlichem Dämmmaterial aus nachwachsenden Ressourcen.