Die Gestaltung von Fassaden spielt eine entscheidende Rolle für die Ästhetik, den Schutz und die Langlebigkeit von Gebäuden. Neben funktionalen Aspekten wie Witterungsschutz und Wärmedämmung rücken auch gestalterische Möglichkeiten immer stärker in den Fokus. Moderne Materialien und innovative Techniken eröffnen zahlreiche Optionen, um Gebäude individuell und zugleich nachhaltig zu gestalten. Doch welche Trends und Herausforderungen gibt es in der Fassadengestaltung? Maler.org hat mit Jörg Ottemeier, Stuckateurmeister und Vorstandsmitglied des Bundesverbands Ausbau und Fassade (BAF), gesprochen. Mit seiner langjährigen Erfahrung als Restaurator, Gebäudeenergieberater und öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger gibt er spannende Einblicke in die Möglichkeiten und Entwicklungen moderner Fassadengestaltung.

ÜBER UNSEREN EXPERTEN
Jörg Ottemeier ist Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Ausbau & Fassade sowie bei den Bildungszentren des Baugewerbes e.V.. Der erfahrene Stuckateur-Meister und geprüfte Restaurator im Handwerk führt sein Unternehmen seit 1992 erfolgreich in Essen. Er engagiert sich seit vielen Jahren als Sachverständiger, Prüfer und Mitglied in verschiedenen Fachgremien des Handwerks. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Goldene Ehrennadel des Bundesverbandes Ausbau & Fassade.
Herr Ottemeier, welche Eigenschaften muss eine Fassadengestaltung heutzutage erfüllen? Welche Bestandteile sind besonders wichtig?
Heutzutage ist für Kunden vor allem die Nachhaltigkeit der verwendeten Materialien ein entscheidender Faktor. Jedoch muss ich den Kunden tatsächlich manchmal bremsen. Denn so wichtig der Nachhaltigkeitsgedanke auch ist, die entsprechenden Produkte und Materialien sind oftmals deutlich teurer als Standardlösungen. Darüber hinaus spielt die Energieberatung eine zentrale Rolle. Auf Grundlage von Standardkalkulationen werden dabei die erforderlichen Eigenschaften eines Dämmstoffs für Fassade, Fenster und Dach berechnet. Sobald ich dem Kunden jedoch die tatsächlichen Kosten für die empfohlenen Produkte vorlege, sind sie häufig über die höheren Preise überrascht. Hierbei sprechen wir vor allem von Bestandsgebäuden, da im Neubau bereits vieles standardisiert ist.
Gibt es denn Vorschriften, wie nachhaltig eine Fassade gestaltet werden muss?
Eigentlich gibt es keine spezifischen Vorschriften, die eine nachhaltige Fassadengestaltung vorschreiben. Wichtig ist, dass die allgemeinen gesetzlichen Vorgaben eingehalten und systemtreue Arbeiten ausgeführt werden. Das bedeutet, es sollte vermieden werden, Materialien verschiedener Hersteller zu mischen, beispielsweise Dämmplatten von einem und Oberflächenmaterialien von einem anderen Anbieter. Wenn Sie eine Fassadendämmung anbringen, sollte es sich dabei am besten um ein zugelassenes System von einem Anbieter handeln. So haben Sie die Sicherheit, dass der gesamte Aufbau funktioniert. Zudem kann man sagen, es gibt eine Dämmpflicht im Sinne, dass, wenn mehr als 10 Prozent einer Fassade neu hergestellt oder saniert werden, der gesamte Fassadenaufbau nach den aktuellen Vorschriften erfolgen muss. Das bedeutet, dass in solchen Fällen zwingend eine entsprechende Wärmedämmung anzubringen ist.
Wie setzt man in einem Altbau eine Wärmedämmung am besten um? Welche Herausforderung gibt es da?
Bei Bestandsgebäuden oder Altbauten muss ein bestimmter U-Wert erreicht werden. Häufig führen die Berechnungen jedoch zu Dämmstoffdicken, die in der Praxis kaum verfügbar sind – beispielsweise 5 Zentimeter. Da Dämmstoffe üblicherweise in Zweierschritten, also zwei, vier, sechs, acht etc. Zentimeter, hergestellt werden, stellt das eine besondere Herausforderung dar. Zudem besitzen ältere Gebäude oft dickere Mauern, die häufig 30 Zentimeter, teils sogar 40 Zentimeter dick sind. Beim Neubau ist vieles standardisiert, wobei hier in der Regel eine 16 Zentimeter dicke Fassadendämmung verwendet wird, um eine Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/(mK) zu erreichen. Im Altbau kann die Dämmstoffstärke aufgrund der vorhandenen Mauerdicke oft geringer ausfallen. So können hochwertigere Dämmstoffe eingesetzt werden, zum Beispiel PUR mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,023 W/(mK). Aerogel-Dämmungen oder Aerogel-Dämmputze sind ebenfalls Materialien, die trotz geringerer Dicke eine hohe Dämmleistung vorweisen.
Was ist eine Aerogel-Dämmung?
Aerogel ist ein Material, das aus speziellen, gelartigen Kügelchen besteht und als Dämmung oder Putz eingesetzt werden kann. Der Begriff mag hochtrabend klingen, fast wie etwas aus der Weltraumforschung, doch es handelt sich um einen Hochleistungsdämmstoff, der bereits in geringen Dicken eine hervorragende Dämmleistung von 0,022 W/(mK) und niedriger aufweist. Zum Vergleich: Styropor erreicht lediglich einen Wärmeleitwert von 0,032 W/(mK). Allerdings ist der Preis für Aerogel-Dämmstoffe natürlich auch höher, denn nur weil ein Dämmstoff dünner ist, bedeutet das nicht automatisch, dass er günstiger ist. Da es weltweit nur wenige Produktionsstätten gibt, steigt der Preis zusätzlich. Die Kosten richten sich auch hier maßgeblich nach der Qualität.
Welche Alternativen zu innovativen Dämmmaterialien wie Aerogel gibt es, wenn der Geldbeutel kleiner ist, aber man natürlich trotzdem ein schützendes, hochwertiges Dämmmaterial an die Fassade anbringen möchte?
Heutzutage setzen wir standardmäßig auf Mineralwolle und Styropor. Diese beiden Dämmstoffe haben sich über Jahrzehnte bewährt. Allerdings wird für beide bei der Produktion viel Energie benötigt. Styropor wird aus Rohöl gewonnen und bei der Herstellung von Mineralwolle wird Öl oder Gas zum Schmelzen des Mineralgesteins eingesetzt. Neben diesen Materialien gibt es auch Hart- und Weichplatten aus Holzfasern oder PUR-Dämmplatten, aus einer Art geschäumten Schaumstoff. Darüber hinaus sind XPS-Doppelplatten ein gutes Dämmmaterial für den Sockelbereich, da sie besonders resistent gegen Spritzwasser und Feuchtigkeit sind. Ein Material das vor allem aufgrund des hohen Preises selten eingesetzt wird, sind Foamglasplatten. Dabei handelt es sich um geschmolzenes Glas, das wasserresistent und nahezu unzerstörbar ist, jedoch einen sehr starken Eigengeruch aufweist, den man beim Anbringen zunächst in Kauf nehmen muss. Danach ist der Geruch aber allerdings kein Thema mehr.

Eine gezielte Fassadendämmung senkt Energiekosten, schützt die Umwelt und steigert den Wohnkomfort – besonders bei Altbauten mit schlechter Isolierung.
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Gibt es eine Farbart, die sich in der Fassadengestaltung als universell einsetzbar erweist – beispielsweise Silikatfarben?
Eine Zeit lang war der Trend, sogenannte Lotusfarben zu verwenden, bei denen alles ähnlich wie bei einer Lotusblüte abperlt. Farben wurden so konzipiert, dass sie Wasser und Schmutz abweisen, zum Beispiel silikonharzbasiertes Finish. Aktuell spricht man aber vom „wasserliebenden Effekt“. Heutzutage gibt es außerdem Mineralfarben, die silikathaltig und wasserliebend sind. Diese Farben saugen das Wasser von der Oberfläche in den Untergrund und geben es im Tagesverlauf wieder ab. Damit soll verhindert werden, dass Algen und Pilze, die Wasser zum Leben benötigen, überhaupt erst auf der Fassade Fuß fassen. Allgemein kann man sagen, dass Silikonharz- sowie Silikatfarben heute zu den klassischen Fassadenfarben zählen. Hierbei gibt es ebenfalls unterschiedliche Untergruppen, wie beispielsweise wasserliebende, offenporige oder rein mineralische Keimfarben.
Gibt es gesetzliche Vorschriften, die man bezüglich des Fassadenschutzes beachten muss?
Grundsätzlich ist der Einsatz von Bioziden, also Mitteln gegen Algen und Pilze, in Fassadenanstrichen verboten. Und das aus dem folgenden Grund: In unseren Kläranlagen wird das Abwasser von Mikroben gereinigt. Wird ein Fassadenanstrich mit Algen- und Fungiziden versehen, müssen diese zur Aktivierung ausgewaschen werden und gelangen ins Abwasser. Das führt langfristig zu Problemen in der Kanalisation und den Kläranlagen, da die Mikroben durch die Zusatzstoffe absterben. Verwendet man aber gar keine Schutzmittel, würde die Fassade nach etwa zwei Jahren grün erscheinen. Die Industrie hat aber einen Weg gefunden, um den Farbanstrich über die Gewährleistungszeit hinaus zu sichern und sich trotzdem im gesetzlichen Rahmen zu bewegen. Farbhersteller mischen geringe Mengen von Stoffen hinzu, mit der Begründung, dass die Farben länger haltbarer gemacht werden sollen. Gleichzeitig tragen diese Zusatzmittel gleichzeitig auch zum Schutz vor Algen- und Pilzbildung an der Fassade bei.
Was ist für einen guten, hochwertigen und langlebigen Fassadenschutz ausschlaggebend?
Es kommt darauf an, was man als gut und vernünftig definiert. Letztendlich ist es die Produktqualität. Meistens sind es vor allem namhafte Hersteller, die hochwertige Produkte anbieten. Aufgrund der Industrieerfahrung kann man sagen, dass Baumarktprodukte oft einfach nur standardisiert sind und somit nicht alle Komponenten enthalten, wie die im Fachhandel. Keimfarben bekommt man beispielsweise nur im Fachhandel, nicht im Baumarkt. Nehmen wir die bekannte Farbe Alpina Weiß. Die wird von einem großen Hersteller produziert, enthält aber nicht dieselben Eigenschaften wie die Dispersionsfarbe aus dem Profibereich. Es handelt sich also um unterschiedliche Qualitäten, was sich auch im Preis widerspiegelt.

Eine Fassadenimprägnierung schützt Ihr Haus vor Witterungsschäden und verlängert seine Lebensdauer. Doch welche Optionen gibt es und was kostet es? Finden Sie die beste Lösung für Ihre Fassade!
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Muss eine Fassade immer imprägniert werden und was versteht man unter Hydrophobierung?
Bei einer Imprägnierung wird eine Oberfläche oder ein Baustoff behandelt, während bei der Hydrophobierung ein Zusatzmittel in den Mörtel gemischt wird, das den Putz wasserabweisend macht. Hier spricht man dann von „hydrophobiert“. Der Begriff „Imprägnierung“ stammt ursprünglich aus dem Bereich des Klinkers oder Natursteins und ist eine transparente Lösung, die Fassaden aus diesen Materialien schützt. Fassadenfarben enthalten oft fungizide Zusätze, die jedoch nicht als echte Imprägnierung gelten.
Wie erkenne ich, dass meine Fassade saniert werden muss?
Meist erkennt man dies an Fensteröffnungen, Gebäudekanten, Ecken oder am Sockelbereich, wenn dieser „aufblüht“. Sprich überall dort, wo Spannungen auftreten können. Auch Spechtlöcher können ein Hinweis darauf sein, dass die Fassade saniert werden muss. Grüner oder schwarzer Bewuchs durch Algen und Pilze an der Fassade lässt sich zwar reinigen, doch sollte man den Zustand nicht einfach ignorieren und entsprechend handeln.

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Ihr Betrieb bietet ebenfalls Fassadenreinigungen mit Trockeneis. Was versteht man darunter und welche weiteren Reinigungsmethoden gibt es noch?
Trockeneis wird aus CO₂ hergestellt. Dabei wird das in der Luft enthaltene CO₂ zunächst herausgefiltert, komprimiert und auf -79,9 Grad Celsius abgekühlt, sodass es verflüssigt wird. Anschließend wird es unter hohem Druck zu Pellets von etwa drei Millimetern Formgröße geformt. Diese Trockeneispellets werden in einer Kühlbox zur Baustelle transportiert, in einer Eismaschine zerkleinert und schließlich mit hoher Geschwindigkeit sowie einem Druck auf die Fassadenoberfläche gestrahlt. Beim Aufprall vergrößern sich die Eispartikel um das 600-fache Volumen, wodurch der vorhandene Anstrich versprödet. Da hier keine Flüssigkeit entsteht, wird lediglich der Schmutz von der Oberfläche gelöst. Daher findet diese Methode auch Anwendung bei der Reinigung von Fahrzeugunterböden oder im Betrieb von Elektrogeräten. Allerdings ist das Verfahren kostenintensiv. Alternativ bieten wir auch die Heißdampfreinigung an, bei der mit +150 Grad Celsius heißem Wasser gereinigt wird. Je nach Auftragsart kommen zudem Wasser-Chemie-Verfahren sowie Reinigungsmethoden mit Sand- oder Nussschalen zum Einsatz.
Wann ist die Reinigung einer Fassade mit Trockeneis sinnvoll?
Bei einer Wärmedämmfassade ist die Trockeneisreinigung in der Regel nicht die bevorzugte Methode, da die dabei eingesetzte Schocktemperatur die Fassadenoberfläche zusätzlich beschädigen könnte. Trockeneis kann jedoch sehr effektiv sein, wenn an einer Fassade beispielsweise stark wuchernde Pflanzen wie Knöterich für erheblichen Bewuchs sorgen. Bei einem Auftrag an einer alten Mühle mit einer Klinkerfassade wuchsen aufgrund von Wasseransammlungen zahlreiche Flechten. Hier konnte die Trockeneisreinigung hervorragend eingesetzt werden. Auch das Entfernen von Graffiti gelingt mit dieser Methode sehr gut.
Kalkzementputz wird oft als Allrounder für den Innen- und Außenbereich gehandelt – stimmen Sie dem zu?
Kalkzementputz ist ein sehr widerstandsfähiges Material mit einer hohen Wasserbeständigkeit, allerdings ist er nicht so diffusionsoffen wie reiner Kalkputz. Er wird häufig als vielseitig einsetzbar beschrieben und findet sich beispielsweise an Häusern aus dem 19. Jahrhundert, bei denen außen ein besonders harter Zementputz und innen ein weicher Kalkputz verwendet wurden. Dennoch ist Kalkzementputz nicht in jeder Situation die optimale Wahl. Moderne Fassaden sind oft mit hartem Putz sowohl im Innen- als auch im Außenbereich verarbeitet. Das liegt unter anderem an den veränderten Bauweisen, etwa der Verwendung großformatiger, weicher Steine wie Tonziegel oder Sandstein in Kombination mit einer zusätzlichen Wärmedämmung. Der gesamte Untergrundaufbau muss daher individuell betrachtet werden: von der Art des Mauerwerks über den Putz bis hin zur Dämmung. Ob es ein universell einsetzbares Material gibt, ist schwer zu sagen. In vielen Fällen ist es die richtige Kombination verschiedener Komponenten, die für ein langlebiges und funktionales Fassadensystem sorgt – beispielsweise ein weicher Unterputz, darauf eine Gewebeverstärkung und weitere aufeinander abgestimmte Schichten.
Stichwort: nachhaltiges Gebäude. Hierbei steht unter anderem Solarenergie hoch im Kurs, auch an Fassaden. Wie plane ich eine solche Solarfassade?
Für eine PV-Anlage ist vor allem der Standort entscheidend. Eine Fassade, die nach Norden ausgerichtet ist, eignet sich kaum. Optimal ist dabei eine südliche oder südwestliche Ausrichtungen. Die detaillierten planerischen Aspekte sind dabei ausschlaggebend: Wie bei einer Fassadenbegrünung, muss bei einer Solarfassade auch auf eine funktionierende Wasserversorgung und -ableitung sowie die Konstruktion der Fassadendämmung geachtet werden. In der Regel werden die Solarpaneele auch nicht direkt an der Fassade befestigt. Zuerst erfolgt die Dämmung, anschließend werden die Paneele in vorbereitete Aussparungen eingesetzt. Danach werden die Abschlüsse und Übergänge entsprechend abgedichtet, sodass sie schlagregendicht sind. Nach dem Verputzen erfolgt schließlich der Anschluss der Solaranlage. Dabei ist zu beachten, dass die Dämmung in dem Bereich, in dem die Paneele integriert werden, reduziert wird.

Eine Solarfassade erzeugt Strom, spart Energie und wirkt gleichzeitig wärme- sowie schalldämmend. Als ästhetisch integrierte Lösung (BIPV) nutzt sie Flächen effizient und macht erneuerbare Energie noch attraktiver!
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Erkennen Sie in Ihren Aufträgen einen Trend in der Fassadengestaltung, rein optisch gesprochen?
Ich würde es nicht als Hype bezeichnen, aber viele Neubauten werden heute mit Klinkerriemchen und einem Wärmeverbundsystem ausgestattet. Die Kombination aus Putz und Klinkerriemchen hat sich etabliert – allerdings verteuert sie die Sache erheblich. Je nach System kann der Einsatz von Klinkerriemchen den Preis eines Dämmsystems nämlich beinahe verdoppeln. Die Kunden erhoffen sich dafür langfristig einen geringeren Aufwand in Form von Anstricharbeiten und somit niedrigere Folgekosten. Optisch wirkt eine solche Fassade auch hochwertiger, ist jedoch entsprechend kostspieliger.
Ist Fassadenmalerei ein Thema, mit dem Sie sich befassen?
Ja, aber eher indirekt. Vor ein bis zwei Jahren haben wir für einen Bekannten eine wärmegedämmte Fassade angebracht, auf der anschließend eine großflächige Fassadenmalerei angebracht wurde. Dieses Projekt wurde von der Stadt Rheinberg großzügig bezuschusst. Der beauftragte Künstler stammte aus Spanien und gestaltete die gesamte Fassade mit einem individuellen Motiv. Einige Wünsche des Auftraggebers konnten dabei in das Bild integriert werden – unter anderem eine Darstellung von Schildkröten, da er diese besonders mochte. Für Fassadenmalereien werden spezielle Farben verwendet, die ein vorzeitiges Ausbleichen oder Verblassen verhindern. Besonders wichtig ist hierbei die UV-Beständigkeit der Farben, um eine langfristige Farbintensität und Haltbarkeit der Gestaltung zu gewährleisten.
Wann ist denn der perfekte Zeitpunkt eine Fassade zu streichen?
Als Faustregel gilt: Temperaturen über 5 Grad Celsius sind akzeptabel. Zwischen 25 und 30 Grad Celsius erreicht man jedoch eine Grenze, bei der der Anstrich durch zu hohe Hitze beeinträchtigt werden könnte. Zudem sollte man es auch vermeiden, im direkten, prallen Sonnenlicht zu streichen.
Zu Ihrer Arbeit zählt auch das Thema Fassadenstuck. Was ist echter Stuck? Gibt es moderne Alternativen zu echtem Stuck?
Echter Stuck besteht in der Regel aus Zement-Kalk-Mörtel. Eine Herausforderung bei echtem Stuck ist das Anbringen auf einer wärmegedämmten Fassade. Ein schweres Material wie Zementstuck muss dabei nämlich auf einer weichen Fassadendämmung befestigt werden. Unser Betrieb hat im letzten Jahr ein Privathaus mit Aerogel gedämmt und sowohl vorne als auch hinten mit Mineralwolle versehen – anschließend wurde der Stuck auf speziell vorbereiteten Dämmplatten angebracht, um die Tragfähigkeit zu gewährleisten. Wir konnten den Fassadenstuck erfolgreich anbringen, allerdings gibt es hierfür keine einheitliche Zulassung. Alternativ kommen Kunststoffprofile oder spezielles, recyceltes Altglas in Betracht. Jedoch sind diese Materialien im Vergleich nicht so langlebig. Es gibt auch Varianten aus Styropor mit einer Sandbeschichtung, wobei sich dieses Material ebenfalls als wenig beständig erweist.
Können Sie den fachlichen Unterschied zwischen Sanierung und Renovierung erläutern?
Renovierung bezeichnet eher kleinere Arbeiten, wobei einzelne Schäden ausgebessert werden, ohne dass die Fassade vollständig abgetragen wird. Bei einer Sanierung hingegen erfolgt eine Rekonstruktion und es werden in der Regel größere, beschädigte Elemente komplett erneuert. Renovieren ist eine kleinere Maßnahme, während Sanieren einen umfassenderen Eingriff darstellt.

Eine Fassadenrenovierung frischt die Optik auf, während eine Fassadensanierung auch strukturelle Mängel behebt. Ob neuer Anstrich oder umfassende Erneuerung – die richtige Maßnahme erhält Wert und Schutz Ihres Gebäudes!
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Welcher Dämmaufbau ist effizienter: hinterlüftete Vorhangfassaden oder Wärmeverbundsystem?
Ob eine Vorhangfassade oder ein Wärmeverbundsystem effizienter ist, hängt dabei immer vom zugrunde liegenden Dämmstoff ab. Bei einer hinterlüfteten Vorhangfassade wird die Dämmung hinter einer äußeren Verkleidung angebracht, die das Gebäude zusätzlich schützt. Die klassische Dämmfassade hingegen wird direkt verputzt. Es ist auch möglich, eine Vorhangfassade zu verputzen, wenn vorher verputzbare Platten angebracht und anschließend ein entsprechendes Gewebe sowie Putz aufgebracht werden.
Was versteht man unter einer Fassadendämmung mit Isolierklinker?
Isolierklinker bezeichnet eine vorgefertigte Dämmplattenstruktur, auf die dann Klinkerriemchen aufgeklebt werden. Dabei kommen in der Regel Hartschaumstoffplatten meistens auf XPS-Basis zum Einsatz. Man spricht hierbei auch von einem Fugenleitsystem. Es gibt bereits auch vorgefertigte Platten, bei denen die Klinkerriemchen nicht mehr manuell aufgebracht werden müssen. Das Dämmsystem kann dann gleich an der Fassade befestigt werden.