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Wärmedämmung und Dämmstoffe

Wärmedämmverbundsysteme: Aufbau der WDVS Dämmung

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 23. Mai 2023
Lesedauer: 8 Minuten
© maskalin / istockphoto.com

Viele Gebäude weisen einen unzureichenden Wärmeschutz der Außenwände auf. Bis zu 40 Prozent des jährlichen Heizenergieverbrauchs verpuffen so teilweise durch die Mauern. Doch nicht nur das: Ohne Fassadendämmung kann gerade bei neueren Gebäuden innen ein ungemütliches Klima entstehen – mit Zugluft und im schlimmsten Fall sogar schimmligen Ecken. Dabei sind die technischen Möglichkeiten heutzutage groß, um auch mit ökologischen Dämmstoffen eine bessere Wohnqualität zu erhalten. Optimale Möglichkeit: ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) mit Dämmplatten für die Außendämmung der Fassade.

Alles auf einen Blick:

  • Wärmedämmverbundsystem (WDVS): Mit diesem System kann die Außendämmung von Gebäuden realisiert werden.
  • Auch Altbauten können mit einem WDVS gedämmt werden.
  • Die Heizkosten reduzieren sich durch die Dämmung der Fassade um etwa 30 Prozent. Bei Altbauten liegt der Wert sogar bei bis zu 50 Prozent.
  • Es werden verschiedene WDVS Systeme angeboten, unter anderem mit EPS Dämmplatten.

Was ist ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS)?

Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) sind spezielle Dämmsysteme, deren Untergrund die Außenwände von Gebäuden sind. Seine hohe Effizienz erlangt ein WDVS dadurch, dass sämtliche Komponenten optimal aufeinander abgestimmt sind. Hauptbestandteil ist der Dämmstoff, der durch einen besonderen Putz gestärkt wird. Dessen Art und Stärke hängen vom verwendeten Dämmstoff ab.

Wie funktioniert ein WDVS?

Eine im Rahmen des WDVS gedämmte Fassade besteht aus Dämmstoffplatten, die beim Neubau direkt auf das Mauerwerk beziehungsweise beim Altbau auf den vorhandenen Außenputz aufgeklebt und je nach Untergrund auch mit Dübeln befestigt werden können. Der auf die Dämmschicht aufgetragene Mörtel mit eingebettetem Armierungsgewebe dient dann als Untergrund für die Außenbeschichtung der Fassade.

GUT ZU WISSEN:
Mit einem Wärmedämmverbundsystem lässt sich nicht nur der Wärmeverbrauch reduzieren, die Dämmplatten bieten im Aufbau auch einen deutlich verbesserten Brand- und Schallschutz.

Ein Wärmedämmverbundsystem oder WDVS soll eine optimale Wärmedämmung garantieren. Durch die Dämmplatten beziehungsweise Dämmstoffe lässt sich der Heizenergieverbrauch erheblich minimieren. Gleichzeitig können mit der Wärmedämmung bestehende Wärmebrücken, aufgrund derer sich andernfalls im Inneren des Hauses Schimmel bilden könnte, ausgeglichen werden.

Da das Wärmedämmverbundsystem auch den späteren Oberputz beinhaltet, kann es gleichzeitig zur optischen Verschönerung der Fassade eingesetzt werden.

WDVS: Welche Systeme für die Fassadendämmung gibt es?

  • Wärmedämmverbundsystem mit synthetischen Dämmstoffen
    Bei diesen Varianten werden unter anderem Polyurethan (PUR) oder Polystyrol (EPS-Dämmung), auch bekannt als Styropor, verwendet. Diese Stoffe basieren auf Erdöl.
  • Wärmedämmverbundsystem mit mineralischen Dämmstoffen
    Für eine mineralische Dämmung beim Aufbau von Außenwänden kommen Mineralwolle (beispielsweise Steinwolle), Kalziumsilikatplatten oder Schaumglasschotter infrage. Mineralwolle ist ein weicher Werkstoff aus mineralischen Fasern und gilt schon deswegen als gute Wärmedämmung, weil Mineralwolle so gut wie nicht brennbar ist.
  • Wärmedämmverbundsystem mit ökologischem Dämmstoff
    Für die ökologische Variante kommen die folgenden Dämmstoffe infrage: Kokos, Holzfasern, Kork oder Hanfdämmung.
GUT ZU WISSEN:
Naturdämmstoffe haben zwar eine flexible, offenporige Struktur, weisen aber eine hohe spezifische Dichte auf. Sie vereinen Schall- und Wärmedämmung in allen Bereichen der Dämmung optimal.

Was bietet ein WDVS auf Basis von Mineralwolle?

Wenn Sie Dämmplatten aus Mineralwolle also zum Beispiel aus Steinwolle verwenden, muss im Aufbau auch der Putz zum System passen. Sie können dann zum Beispiel 

  • mineralischen Putz
  • Silikonharzputz oder 
  • Silikat-Scheibenputz 

verwenden. Für eine Wärmedämmung mit solchem Putz auf Steinwolle spricht einiges: 

  • diffusionsoffen
  • witterungsbeständig
  • langlebig
  • guter Brandschutz
  • guter Schallschutz

Wie ist eine WDVS-Dämmung aufgebaut?

Das System besteht aus verschiedenen einzelnen Komponenten. Idealerweise verwenden Sie für alle Bereiche des Aufbaus Baustoffe und Materialien ein und desselben Herstellers, da diese aufeinander abgestimmt sind.

Da bei jedem erhältlichen System genormte Baustoffe verwendet werden, ist keine bauaufsichtliche Zulassung notwendig. Trotzdem muss bei der Fassadendämmung unbedingt gründlich gearbeitet werden, um spätere Probleme, wie zum Beispiel Risse, zu vermeiden.

Ein Wärmedämmverbundsystem besteht aus den folgenden aufeinander abgestimmten Komponenten:

  1. Wärmedämmung
  2. Armierung
  3. Außenputz

Die einzelnen Komponenten sind wie folgt aufgebaut:

  • Verklebung (Klebemörtel), die auf das bestehende Mauerwerk aufgetragen wird
  • Dämmstoff, der außen auf der Verklebung befestigt und mit Sockelschienen fixiert wird, zum Beispiel Fassadendämmplatten
  • Tellerdübel, also spezielle Dübel, die einen zusätzlichen Halt für die Dämmung bieten
  • Armierungsschicht aus Armierungsmörtel und Armierungsgewebe. Diese Schicht garantiert, dass der Putz später optimal hält und dass sich keine Risse bilden
  • weitere Schicht aus Armierungsmörtel
  • Putz, wie Kalk-Zement-Putz oder Kunstharz-Putz, der später beim Fassade streichen in der Farbe Ihrer Wahl gestaltet werden kann
Aufbau eines Wärmedämmverbundsystems
© maler.org

Wann ist der beste Zeitpunkt für ein WDVS?

Es gibt einige Arbeiten am Haus, mit denen sich die Dämmung der Fassade mit einem WDVS optimal kombinieren lässt:

  • Putzsanierung (Rissesanierung im Oberputz etc.)
  • Putzerneuerung
  • geplanter Neuanstrich

Hier können Sie vom Fachbetrieb einige Arbeiten zusammenfassen lassen und sparen zudem noch die erneuten Kosten für ein Gerüst. So fallen die Kosten für die Dämmung der Fassade allein nicht so stark ins Gewicht. 



Vor- und Nachteile

Wenn Sie keine Innendämmung im Gebäude durchführen möchten – zum Beispiel, weil Ihnen das zu viel Schmutz macht – sondern stattdessen eine Fassadendämmung bevorzugen, können Sie von den besonderen Vorteilen des Wärmedämmverbundsystems profitieren. Allerdings weist dieses auch einige Nachteile auf, die Sie unbedingt beachten sollten.

Vorteile des Wärmedämmverbundsystems

Der Hauptvorteil dieser Art der Wärmedämmung, bei der die verschiedenen Komponenten optimal aufeinander abgestimmt sind, ist sicherlich der Effekt, dass deutlich weniger Heizenergie benötigt wird. Diese Form der Fassadensanierung, bei der Sie auch ökologisch dämmen können, sorgt nämlich dafür, dass die Wärme im Haus erhalten bleibt. So schützen Sie die Umwelt und tragen gleichzeitig zu einer Senkung der Heizkosten bei. Selbst zusätzlichen Brand- und Schallschutz erreichen Sie auf diese Weise.

Die Dämmplatten aus Polystrol, Steinwolle oder Styropor können vielseitig verwendet werden, teilweise sogar bei einem Altbau. Hier allerdings sollten Sie sich im Vorfeld erkundigen, ob das Gebäude eventuell unter Denkmal- oder Ensembleschutz steht. Dann ist eine Wärmedämmung zwar meistens auch möglich, allerdings ist diese dann zum einen genehmigungspflichtig und zum anderen ist nicht jede Dämmform bei jeder Art von Denkmal (zum Beispiel Fachwerk) möglich.

EXPERTENTIPP:
Name schon sagt – miteinander verbunden, man bekommt sie nicht so einfach wieder auseinander. Und Baumischabfall ist sehr teuer in der Entsorgung. Heute gibt es Systeme, die so entwickelt sind, dass die einzelnen Schichten später leichter zu trennen sind. Schließlich hat das Thema Recycling inzwischen einen sehr großen Stellenwert. Übrigens: In Deutschland müssen Sie, egal ob Neu- oder Altbaudämmung, immer ein komplettes System verwenden, bei dem alle Komponenten aufeinander abgestimmt sind.

Herr Dr. Hans-Joachim Riechers – Hauptgeschäftsführer Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel e.V.

Nachteile des Wärmedämmverbundsystems

Als großer Nachteil erweisen sich die aufwendige Art der Befestigung sowie der Preis dieser Dämmart. Sie ist deutlich kostspieliger als eine Innendämmung. Hinzu kommt, dass in der Regel ein Fassadengerüst gemietet werden muss, was mit weiteren Kosten verbunden ist. Während Sie die Innendämmung in Teilschritten durchführen können, müssen Sie die Außendämmung in einem Durchlauf umsetzen.

Wird die Dämmung mit dem Wärmedämmverbundsystem nicht fachmännisch durchgeführt und ist sie beispielsweise in den Fensterbereichen fehlerhaft, kann es später zu Wärmebrücken und damit zu Schäden am WDVS kommen.

Wird eine EPS-Dämmung verwendet und sind die einzelnen Bestandteile nicht optimal aufeinander abgestimmt, kann es statt einer Verbesserung des Brandschutzes zu einer echten Brandgefahr kommen. Unter anderem aus diesem Grund sollte das Wärmedämmverbundsystem von einem Profi angebracht werden.

Vorteile und Nachteile in der Übersicht:

VorteileNachteile
  • hoher Dämmeffekt, sodass weniger Heizenergie verbraucht wird
  • senkt die Umweltbelastung und die Heizkosten
  • kann jederzeit auch beim Altbau nachgerüstet werden
  • es geht kein Wohnraum verloren
  • Brand- und Schallschutz werden verbessert, wenn Mineralstoffe verwendet werden
  • vergleichsweise aufwendig und teuer
  • bei fehlerhafter Anbringung drohen Wärmebrücken mit Schimmelbefall
  • es kann zu einer Verschlechterung des Brandschutzes kommen, wenn eine EPS-Dämmung fehlerhaft angebracht wird

Kosten

Für das Wärmedämmverbundsystem müssen Sie mit Kosten von circa 100 bis 150 Euro pro Quadratmeter rechnen. Es können jedoch entsprechende Förderungen beantragt werden.

Die detaillierten Kosten haben wir für Sie in einem Extra-Artikel ausführlich behandelt.


Hans Joachim Riechers, Hauptgeschäftsführer des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel e.V.

Über unseren Experten

Herr Dr. Hans-Joachim Riechers ist Hauptgeschäftsführer des VDPM, dem Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel e.V. Der Verband repräsentiert die führenden Hersteller von Fassadendämmsystemen, Außen- und Innenputzen, Mauermörtel und Estrich.

» Zum Dämmstoff Experten-Interview

Bildnachweis: Simone M. Neumann/VDPM


Fazit

Durch das Wärmedämmverbundsystem (WDVS) kann eine effiziente Außendämmung eines Gebäudes realisiert werden. Diese Variante eignet sich sowohl für den Neu- als auch für den Altbau. Der größte Vorteil eines geeigneten Wärmedämmverbundsystems besteht darin, dass Heizkosten zwischen 30 bis 50 Prozent eingespart werden können.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.